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Archiv-Artikel

„Es kam alles anders“

MOZARTTRASSE Seit 1926 lag sie in der Schublade, Anfang der 70er Jahre sollte sie realisiert werden

Von kawe
Stefan Seifriz, 73

■ SPD-Politiker, war seit 1961 Mitglied des Bundestages, 1969-1979 Bausenator in Bremen.

taz: Herr Seifriz, welche Rolle haben Sie in dem „Trassenkampf“ gespielt?

Stefan Seifriz: Es ging damals um die Frage, wie Bremen damit fertig werden könnte, dass die Stadt aufgrund ihres Baby-Booms auf 800.000 Einwohner anwachsen würde.

Das war noch vor der Zeit der Zuwanderer?

Ja. Es gab Überlegungen, nach der Vahr auch das ganze Hollerland zu bebauen. Wir haben überlegt, wie man die Innenstadt vor Verstopfung schützen könnte. Dazu gehörte die Mozarttrasse.

Sie waren Bausenator – vorher wurde ja schon der Fly Over am Breitenweg gebaut.

Den habe ich nicht geplant, das war vor meiner Zeit. Aber er diente demselben Zweck, die Innenstadt frei von Autoverkehr zu machen.

Wieso ist die Mozarttrasse nicht gebaut worden?

Die SPD-Fraktion hatte sich 1973 dafür ausgesprochen, am Tag darauf gab es eine zweite Sitzung mit einer knappen Mehrheit gegen uns.

Welche Rolle hat der „Trassenkampf“ des Ortsvereins Altstadt der SPD gespielt?

Eine gewaltige. Olaf Dinne war der Wortführer, mit dem habe ich dauernd verhandelt. Ich habe ihn für einen politischen Kauz mit tieferer Bedeutung gehalten. Wir haben uns bis aufs Messer bekämpft, obwohl ich Leute mit skurrilen Meinungen immer geschätzt habe.

Sind Sie heute froh, dass Sie damals verloren haben?

Ja, weil ja alles anders kam.

Warum kam alles anders?

Das weiß ich bis heute nicht. Interview: kawe

20 Uhr, Open-Air-Vorführung des Films „Trassenkampf“ von Konstanze Radziwill, Beim Paulskloster 28