: BKA spielt sich auf
Die Polizei als Laienspielschar: Bei der Terror-Razzia in Köln stellen Beamte eine Szene, damit Fotografen abdrücken können. Nun wird Kritik laut. Und die Stimmung „ganz, ganz nervös“
VON BORIS R. ROSENKRANZ
Es war die ganz große Show. Köln, am vergangenen Dienstag. Bundeskriminalamt (BKA) und Polizei filzen die Wohnung des zweiten mutmaßlichen Kofferbombers, Jihad H. Vor dem Haus ringen Kamerateams und Fotografen um das perfekte Motiv. Bis Polizisten, teilweise vermummt, Kartons aus dem Haus tragen. Die Kameras der Fotografen schnattern wie wild. Allerdings: Anschließend werden die Kisten wieder zurück ins Haus getragen. Die Beamten haben die Szene gestellt. Nur für die Presse.
Dürfen Polizisten Theater spielen, nur damit die Presse befriedigt abzieht? „Nein, wir sind doch keine Soap“, sagt Frank Richter, NRW-Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP. So groß könne der Mediendruck gar nicht sein, dass man Szenen vorspielen müsse, die nicht der Realität entsprechen. Was denn als nächstes käme, fragt Richter. „Dass man einen Kollegen verkleidet und als Verbrecher abführt?“
Das BKA will sich zu dem Vorgang bislang nicht äußern. Laut Medienberichten soll BKA-Vize Bernhard Falk aber gewarnt haben, so etwas dürfe sich nicht wiederholen. Es sei nicht im Sinne des BKA, einen falschen Eindruck zu erwecken. Was unweigerlich geschehen wäre, hätten nicht die meisten Fotoagenturen auf das Bild verzichtet. Der Deutsche Depeschendienst (ddp) gab das Foto allerdings frei. Zum Ärger von Fotochef Dirk von Borstel, den das Verhalten der Polizisten „sehr wundert“. Offenbar habe ein Fotograf die Polizisten gefragt, wann sie endlich etwas hinaus tragen würden. Ob die Polizisten dann bloß ein Foto abliefern und ihre Ruhe haben wollten, oder ob sie sich einen Jux gemacht haben, darüber kursieren unterschiedliche Ansichten.
Möglicherweise lässt diese Geschichte aber auch Rückschlüsse auf die interne Situation bei der Polizei zu. Die Beamten stehen unter Druck. Auch wenn sie in den vergangenen Tagen beachtliche Fahndungserfolge zu vermelden hatten. Insider sprechen von „ganz, ganz nervöser Stimmung“, die sich vor allem in der Zusammenarbeit von Bund und Ländern niederzuschlagen scheint. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, fühlen sich Länderpolizeien vom BKA übergangen. Angeblich führen sich die Bundespolizisten auf wie in schlechten Krimis. Allwissend. Arrogant. Wie die Kings.
Beim Landeskriminalamt in Düsseldorf heißt es hingegen, die Zusammenarbeit sei vertrauensvoll und problemlos. „Natürlich ist das BKA in diesem Fall federführend im Einsatz“, sagt Pressesprecher Frank Scheulen. Es könne eben nur einer das Ermittlungsverfahren führen. Außerdem komme es bei ad hoc-Einsätzen immer wieder zu Schwierigkeiten. Etwa kämen Einsatzorte hinzu, es müsse umdisponiert werden. „Dadurch kann es zu Unruhen in der Beamtenschaft kommen“, sagt Scheulen. Und Rüdiger Holecek, GdP-Pressesprecher, sagt: „Man reibt sich – das ist doch menschlich und immer so, wenn jemand aus der Zentrale kommt.“