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Archiv-Artikel

Erdwärme kaum für Privatanleger

Erneuerbare Energien können für Anleger lukrativ sein. Jetzt liegt der erste Geothermiefonds Deutschlands auf. 5.000 Euro beträgt die Mindestanlage. Nach Ansicht von Experten ist dies jedoch nichts für Privatinvestoren, die Wert auf Sicherheit legen

VON BERNWARD JANZING

Windkraftfonds gibt es seit Jahren, auch Solarfonds sind längst etabliert. Nun hat nach dem Muster der GmbH & Co KG die Green Energy Emissionshaus GmbH den ersten Geothermiefonds Deutschlands aufgelegt. Dieser soll ein Erdwärmekraftwerk in Hagenbach im rheinland-pfälzischen Landkreis Germersheim finanzieren. Der Fondsanbieter aus Hannover kalkuliert dafür Ausgaben von rund 40 Millionen Euro.

Mit einer Mindestanlagesumme von 5.000 Euro richtet sich der Emittent vor allem an Privatinvestoren, was auch aus einer ungewöhnlich intensiven Werbekampagne auf Publikumsseiten im Internet deutlich wird. In den Werbeunterlagen wird eine Rendite von jährlich 7,42 Prozent in Aussicht gestellt. 2008 soll das Kraftwerk ans Netz gehen. Doch dieses Projekt verfügt über eine ganz andere Risikostruktur als Wind- und Solarfonds. Während bei den üblichen Fonds erst dann mit dem Einsammeln des Geldes begonnen wird, wenn die Baugenehmigung vorliegt und der Standort des Kraftwerks präzise feststeht, steckte Green Energy bei der Prospekterstellung noch in der Vorphase: Als die Unterlagen für Anleger veröffentlicht wurden, hieß es im Bürgermeisteramt der Gemeinde noch, dass selbst der genaue Standort der Anlage noch ungeklärt sei.

Auch die seismologischen Untersuchungen liefen noch, als der Prospekt längst publiziert war – ein Vorgehen, das dem Vertrauen in das Projekt wenig dienlich ist. Zumal der Anbieter in der Branche der erneuerbaren Energien weitgehend unbekannt ist.

Formal korrekt wird zwar in der Risikoabschätzung im Anlegerprospekt auch auf das Genehmigungsrisiko hingewiesen. Ungewöhnlich ist es gleichwohl, ein Projekt vor Abschluss des Genehmigungsverfahrens zu vermarkten. Für einen halbwegs sicherheitsbewussten Anleger sollte ein solches Vorgehen ein Ausschlusskriterium sein.

Die Kostenkalkulation des Fonds muss ebenfalls stutzig machen. Jährlich werden allein für Geschäftsführung, Treuhandverwaltung, externes Management und externe Berater (Steuer- und Rechtsberater kommen noch hinzu) beachtliche 600.000 Euro veranschlagt. „Unzureichende Transparenz“ bescheinigt der Internet-Auskunftsdienst der Heinz Gerlach Medien AG (www.anlegerschutzauskunft.de) dem Geothermiefonds – unter anderem wegen „Nichtvorlage eines beanstandungsfreien Wirtschaftsprüfer-Prospektgutachtens“. Auch im Prospekt heißt es unverschnörkelt: „Bewertungsgutachten für das Anlageobjekt liegen nicht vor.“

So sehen auch andere Branchenkenner den Fonds, der sich eigentlich mehr an Risikokapitalgeber als an Privatanleger richten müsste, sehr skeptisch. „Hochriskant“ seien derzeit noch Anlagen in Geothermiekraftwerke, sagt Max Deml, Experte für ökologische Geldanlagen. Und bei der Murphy&Spitz Umwelt Consult GmbH, die einerseits Fonds bewertet und andererseits auch selbst Erneuerbare-Energien-Fonds platziert, heißt es: „Die Geothermie ist uns zu unsicher, deshalb lassen wir die Finger davon.“