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Archiv-Artikel

Fast Vogelfrei

APP Dong Nguyen hat „Flappy Bird“ gelöscht, um wieder Ruhe zu haben. Daraus wird nichts

Man kann Stunden damit verbringen, auch nur eine einstellige Punktzahl zu erreichen

„Das Spiel hat mein einfaches Leben zerstört“, schrieb Dong Nguyen Anfang Februar auf Twitter. „Also hasse ich es.“ Das war noch um 7 Uhr morgens, am Nachmittag verkündete er: „In 22 Stunden nehme ich ‚Flappy Bird‘ runter. Ich halte das nicht mehr aus.“ Und damit verschwand das Spiel, das es wenige Wochen zuvor an die Spitze der Verkäufe in Apple-Stores geschafft hatte. Das Spiel spielten zuletzt wohl 50 Millionen Menschen.

Worum es wirklich dabei ging, bleibt mysteriös. Seit seinem Tweet hat sich der Programmierer kaum zu Wort gemeldet: In einem Interview sagte er, ihn habe der Suchtfaktor seines Spiels gestört. Es gibt die These, seine Aktion sei nur ein PR-Stunt, oder er komme einer Klage zuvor, weil er das Spiel kopiert habe. Vielleicht hat ihn die plötzliche Beliebtheit auch wirklich gestört.

Klar ist: „Flappy Bird“ hat auch nach seinem Verschwinden noch immer viele, viele Fans. Sie alle haben das Smartphone-Spiel gespielt, bei dem man einen Vogel durch Antippen des Bildschirms durch Rohre steuert. Die ruckeligen Bewegungen des Vogels und die kleinen Rohröffnungen machen das Ganze unheimlich schwierig. Man kann Stunden damit verbringen, auch nur eine einstellige Punktzahl zu erreichen.

Kurz nachdem „Flappy Bird“ aus dem Netz verschwunden war, stiegen die Preise für Handys rapide an, auf denen das Spiel schon installiert war, und im Netz begann die Suche nach einem würdigen Nachfolger.

„Was er getan hat, erinnert mich an etwas, das ein buddhistischer Lehrer in Hanoi mir mal sagte: ‚Du wirst nie dein Eigentum besitzen. Es wird am Ende immer dich besitzen‘ “, schreibt die Technik-Journalistin Kim-Mai Cutler.

Auf der Crowdfunding-Plattform „Crowdtilt“ sammelte sie Geld, um Nguyen in Hanoi aufzusuchen und ihn zu seiner Entscheidung zu befragen. Das Geld ist inzwischen zusammengekommen.

Und Dong Nguyen? „Lasst mich in Frieden“, schrieb er vor wenigen Wochen. Daraus wird wohl nichts. LALON SANDER