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Archiv-Artikel

Verhandlungen über neue Vorschriften für die Banken

FINANZKRISE Vertreter aus 27 Staaten suchen in Basel eine Einigung über die künftige Bankenordnung

Die Sparkassen verlangen mehr Rücksicht auf soliden Banken

BASEL rtr | Vor den entscheidenden Beratungen über eine schärfere Regulierung der Finanzbranche haben die Banken Druck aufgebaut und vor weitreichenden Folgen für die Wirtschaft gewarnt. Die europäischen Institute seien sehr besorgt über die Konsequenzen der neuen Vorschriften für die Kreditvergabe, betonte der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Alessandro Profumo, als Präsident des Europäischen Bankenverbandes EBF.

In der Schweiz ging am Sonntag der Basler Ausschuss in den Endspurt der Beratungen. Das Gremium aus Vertretern der Aufsichtsbehörden und Notenbanken aus den 27 wichtigsten Wirtschaftsnationen sollte die Neuerungen des Reformpakets „Basel III“ absegnen, damit die G 20 aus Industrie- und Schwellenländern die Vorgaben wie geplant im November in Seoul verabschieden kann.

Im Kern geht es darum, dass die Banken künftig mehr Kapital vorhalten sollen, um für Krisen besser gewappnet zu sein. Die neuen Regeln dazu sollen ab 2013 in Kraft treten, bei Übergangsfristen von fünf bis zehn Jahren. Die Bankaufseher wollen eine Kernkapitalquote von 6 Prozent verlangen sowie obendrauf einen Puffer von bis zu 3 Prozent. Davon soll ein großer Teil hartes Kernkapital sein, also Stammkapital und Gewinnrücklagen. Allein die zehn größten deutschen Banken stehen damit nach eigenen Angaben vor der Notwendigkeit, sich für ihr Eigenkapital in den kommenden Jahren mehr als 100 Milliarden Euro zu besorgen – entweder über Kapitalerhöhungen oder aus ihren Gewinnen.

Die US-Banken wehren sich vor allem gegen den Aufbau eines zusätzlichen sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers, der in guten Zeiten aufgebaut werden müsste und noch diskutiert wird. Eine solche Verpflichtung binde Kapital, das dann nicht mehr für Kredite zur Verfügung stehe, erklärte die American Bankers Association.

Auch die deutschen Sparkassen verlangen mehr Rücksicht auf Institute, die dank ihres soliden Geschäftsmodells in der Krise stabil geblieben sind. Für Banken, die die Krise ausgelöst hätten, sollten schärfere Regeln gelten, sagte Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis. Derzeit sehe es aber so aus, „als ob das Bankgeschäft insgesamt erschwert wird, ohne dass die Finanzwelt sicherer wird“.