: Das Ende aller Mühen
Das Frankfurter Institut für Sexualwissenschaft steht vor der Schließung – der Uni galt es nur noch als Kostenfaktor
Zum 1. Oktober, mit der Emeritierung von Volkmar Sigusch, wird das am Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität angesiedelte Institut für Sexualwissenschaft geschlossen. Ein Ende, das nicht überrascht: Die Hochschule, die sich Sparwünschen des Landes Hessen gegenüber aufgeschlossen fühlen mochte, hatte jene 1973 gegründete Denkfabrik (in puncto Sexualtheorie) wie Ambulanz (psychologische wie medizinische Hilfe beispielsweise für Transsexuelle) für einen reinen Kostenfaktor gehalten.
Proteste zeigten keine Wirkung, die Universitätsleitung bot dem Institut lediglich an, dann am Leben bleiben zu können, wenn es die Hälfte seines Budgets (500.000 Euro pro Jahr) über Drittmittel selbst einwirbt. Eine Unmöglichkeit: Gerade Sexualwissenschaft, die soziologisch wie psychologisch über ihre medizinischen Grundlagen hinaus nachdenkt, hat in (industriellen wie institutionellen) Geber- und Förderkreisen kein gutes Standing.
Als Ersatz für das Institut soll dessen Arbeit – 300 Patienten sind noch in ambulanter Behandlung – dem Zentrum für Psychiatrie des Uniklinikums zugeschlagen werden. Volker Sigusch sagte: „Das ist für mich eine persönliche Niederlage, das Fach war mein Lebenskampf.“ Sein Lehrstuhl wird dem Psychiatriezentrum ebenfalls zugeordnet – die Tradition des Instituts wird dort nicht beerbt werden können: Als favorisiert für die Sigusch-Nachfolge gelten wenigstens jene, deren Schwerpunktsetzung auf rein Sexualmedizinischem liegt.
Der Prodekan des Fachbereichs Medizin, Helmuth Steinmetz, versicherte, die Professur werde zügig besetzt, verteidigte zugleich die Schließung des Instituts: „Wir müssen uns in Zeiten knapper werdender Mittel auf den medizinischen Kern des Fachs beschränken.“ Eine Aussage, die intellektuell desaströs wirkt: Als ob das Sexuelle im Menschen einen vorwiegend medizinischen, auf das biologische fixierten Kern hätte – und nicht einen psychologischen. JAF