: Berlin vernetzt sich gegen Rassismus und Homophobie
ONLINEPORTAL Senatorin Kolat stellt Internetplattform vor. Ressourcen sollen zentral gebündelt werden
BIANCA KLOSE, MOBILE BERATUNG GEGEN RECHTSEXTREMISMUS
Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) stellte am Mittwoch gemeinsam mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen und der Wirtschaft die neue Internetplattform berlin-gegen-nazis.de vor. Neben einem Kalender mit Initiativen verschiedener Veranstalter gebe es auch Tipps zum kreativen Protest, erklärte der Verein für Demokratische Kultur. Das Portal soll das zentrale Netzwerk gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie für Berlin werden und will die bisherigen Initiativen, die in verschiedenen Kiezen bestehen, bündeln.
Zeitgleiche NPD-Demo
„Ich sehe darin einen Meilenstein im Kampf gegen rechts“, sagte Senatorin Kolat, die die Seite inklusive laufender Personalkosten mit 47.000 Euro aus ihrem Haushalt finanziert. „Während wir hier sitzen, demonstriert die NPD in Neukölln vor dem neuen Flüchtlingsheim“, sagte Kolat. „Solche Minikundgebungen wird es immer geben, genau wie gewaltsame Großaktionen, etwa am 1. Mai. Das zeigt, dass wir im Kampf gegen rechts nicht nachlassen dürfen.“ Nach den aktuellen Zahlen gab es 2012 laut Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) 139 rechtsextremistische Angriffe in der Hauptstadt.
Bei Protesten gegen rechts in der Stadt, so die Senatorin, brächten sich die immer gleichen Menschen mit großem Engagement ein. „Ich weiß aber, dass viele Berliner sich gegen Rechtsextremismus engagieren wollen. Es fehlen Informationen und Ideen.“ Die wolle man nun mit der neuen Info- und Vernetzungsplattform zur Verfügung stellen.
Das sieht auch Bianca Klose von der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus so. „Wir machen diese Arbeit seit zwölf Jahren. Es ist Zeit, neue Wege zu gehen, um mehr Menschen zu erreichen.“
Das Projekt hat mit vielen Netzwerkpartnern begonnen. Das Frauenteam des türkischen Fußballvereins Türkiyemspor spielt künftig in Trikots, auf denen das Logo und der Schriftzug der neuen Internetplattform zu sehen sind. Die Gewerkschaft Ver.di wirbt ab heute vor ihrer Landeszentrale an der Köpenicker Straße in Kreuzberg für das Projekt. Das Energieunternehmen Vattenfall sowie der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) haben auf ihren Internetseiten Werbung geschaltet.
Während die Initiatoren im Tipi am Kanzleramt das Projekt vorstellten, protestierte eine einstellige Zahl NPDler vor dem Neuköllner Flüchtlingsheim in der Späthstraße, das am Montag neu eröffnet worden war. Die Gegenprotestler waren zahlreicher: Direkt vor dem Heim stellten sich ihnen 150 Menschen entgegen, die von den Flüchtlingen winkend begrüßt wurden. Vielleicht bekommen sie ja bald noch mehr Zulauf. MARINA MAI