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Archiv-Artikel

Auferstehen aus Ruinen

Wegen der Sanierung und Aufstockung des baufälligen Gebäudes verabschiedet sich das Hafenklang für mindestens ein Jahr ins Exil. Dieses Wochenende wird am Hafenrand zum letzten Mal ordentlich gefeiert

Fr, 1.9. bis So, 3.9., Hafenklang, Gr. Elbstraße 84

Seit fast 150 Jahren steht das Gebäude nun dort. Einst von den engen Straßen und verwinkelten Treppen der Altonaer Altstadt umgeben, diente es zur Zeit des Holzhafens noch als Pferdestall. Dann schlugen die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges große Löcher in die dichte Bebauung und zerstörten auch die oberen beiden Stockwerke des Hauses, in dem heute das Hafenklang beheimatet ist. Anders als die meisten Gebäude am Hafenrand, die der Stadtplanung zum Opfer fielen, wurden die verbleibenden Teile jedoch erhalten und sind heute eines der letzten Zeugnisse der alten Bebauung.

Aber nicht nur die historische Bedeutung macht das Hafenklang einmalig. Vor allem als Treffpunkt von KünstlerInnen und als Heimstatt gelebter Subkultur ist das Haus mittlerweile eine unverzichtbare Institution. Es beheimatete in den 70ern das erste 24-Spur-Tonstudio der Stadt, illustre MusikerInnen wie Udo Lindenberg und „Die Einstürzenden Neubauten“ haben hier Platten aufgenommen. Schon damals gab es im Untergeschoss regelmäßig Konzerte.

Als unverzichtbare Location für die vielfältigsten Formen hiesigen subkulturellen Ausdrucks konnte sich das Hafenklang dann Ende der 90er etablieren. Im Rahmen der Neuplanungen der Hafenrandbebauung am Holzhafen sollte das Gebäude einem 5-stöckigen Neubau weichen, den BewohnerInnen wurde die Kündigung zugestellt. Die aber organisierten den Widerstand und bis heute eine breite Auswahl an kulturellen Veranstaltungen, um den Erhalt des Hauses und seiner Nutzung als Kultur-, Arbeits- und Wohnort zu sichern.

Nun wird das baufällige Gebäude mit den unverkennbaren Spuren intensiver Nutzung ein Jahr lang saniert und aufgestockt. Der zähe Kampf indes hat sich gelohnt. Nach der Sanierung hat das Hafenklang weiterhin Mietrecht und auch der als „Goldener Salon“ bekannte Raum im ersten Stock wird dann lizensiert und somit partytauglich. In der Zwischenzeit jedoch geht es ins Exil. Partys und Konzerte wandern ins Fundbureau, in den Pudel oder ins Indra aus und auch eine feste Location für das nächste Jahr wird gesucht. An diesem Wochenende aber bietet sich die letzte Chance, den maroden Charme des nach Selbstauskunft „nettesten Spinner-Clubs des Universums“ noch einmal zu genießen. Drei Tage lang wird der „Abriss“ mit Konzerten, Parties und einer Lesung gefeiert. Das Programm gibt es unter www.hafenklang.org. ROBERT MATTHIES