: „Das sind keine funktionierenden Märkte“
Verbraucherschützer Carol Mohn lobt die Arbeit der Bundesnetzagentur. Aber: „Die Regulierung braucht Zeit“
taz: Herr Mohn, die Bundesnetzagentur wird künftig den Mobilfunknetzbetreibern die Gebühren für die Weiterleitung von Gesprächen aus anderen Netzen vorschreiben. Was bedeutet das für den Verbraucher?
Carol Mohn: Wir begrüßen den Schritt der Bundesnetzagentur, den Druck auf die Mobilfunknetzbetreiber zu erhöhen. Ob Telefonieren in die Mobilfunknetze für die Verbraucher letztlich deutlich günstiger wird, können wir leider nicht vorhersagen, da die Netzagentur lediglich auf die von den Betreibern veranschlagten Kosten Einfluss nehmen kann, nicht aber auf die Endpreise selbst.
Auch den Strom- und Gasnetzbetreibern schaut die Bonner Behörde nun genauer auf die Finger. Sie kürzte etwa die von der E.ON Netz GmbH beantragten Netzkosten um rund 16 Prozent. Wie bewerten Sie diesen Schritt?
Im Moment zahlen die Verbraucher in Deutschland deutlich überteuerte Preise für Strom und Gas – und zwar ganz unabhängig von der Besteuerung. Im europäischen Vergleich ist das einfach zu viel und liegt im Wesentlichen an den hohen Netzkosten. Wenn die jetzt deutlich gesenkt werden, erwarten wir, dass bei den Verbrauchern auch etwas von der Preissenkung ankommt. Jetzt sind die Länder gefragt, bei der Strompreisgenehmigung genau darauf zu achten.
Die Arbeit der Netzagentur zeigt, wie mühsam es ist, einen funktionierenden Wettbewerb auf diesen Märkten zu schaffen. Macht die Behörde ihre Arbeit gut?
Wir sollten berücksichtigen, dass die Bundesnetzagentur eine noch junge Behörde ist. Ökonomisch betrachtet ist sie absolut notwendig. Wir haben es hier nicht mit funktionierenden Märkten zu tun, sondern mit monopolistischen Strukturen, auf denen sich ein Wettbewerb nicht automatisch einstellt. Die Regulierung braucht eben Zeit. Wir haben aber den Eindruck, dass die Bundesnetzagentur gut arbeitet.
Ist die Netzagentur aus Verbrauchersicht unverzichtbar?
Ja, im Grunde genommen hätte es sie schon viel früher geben müssen. Bereits 1998 wurden Strom- und Gasmarkt liberalisiert. Weil man keine Regulierung hatte, war es zunächst eine Liberalisierung auf dem Papier. Das hat man an den Preisen ganz deutlich gemerkt.
INTERVIEW: CHRISTIAN PANSTER