: „Das Geld wäre ohnehin weg gewesen“
Bochums Arge-Chef Luidger Wolterhoff sieht keine Möglichkeiten überschüssige Fördermittel sinnvoll einzusetzen
taz: Herr Wolterhoff, die Arge Bochum schickt 8,9 Millionen Euro nicht verbrauchter Fördermittel an den Bund zurück, im vergangenen Jahr waren es 25 Millionen. Brauchen Sie das Geld nicht?
Luidger Wolterhoff: Wir haben für das laufende Jahr keine Möglichkeit mehr gesehen, das Geld sinnvoll einzusetzen. In anderen Argen besteht dagegen Bedarf. Daher haben wir unsere Fördermittel zurück geschickt, um sie anderswo einzusetzen. Am Ende des Jahres wäre das Geld ohnehin weg gewesen.
Warum haben andere Argen Bedarf und Bochum nicht?
Ich kann nur für uns sprechen. Bestimmte Instrumente sind preisgünstiger geworden als veranschlagt, Arbeitgeber bilden teilweise billiger aus, außerdem ist es entscheidend wann eine Maßnahme beginnt – ob im Januar oder im August. Die Maßnahmen sind mittlerweile auch kürzer.
Haben Sie sich von der aktiven Arbeitsmarktpolitik verabschiedet?
Wir müssen differenzieren. Als Chef der Arbeitsagentur versuchen wir Menschen in den so genannten ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Das haben wir getan. In Bochum gibt es im laufenden Jahr mehr als 1.000 Qualifizierungsmaßnahmen. Auf dem so genannten zweiten Arbeitsmarkt geht es um kurzfristige Arbeitsgelegenheiten, 1-Euro-Jobs und Qualifizierungen. Langfristige Erfolge sind hier weniger zu erwarten.
Haben Sie die Hoffnung für die ALG-II-Bezieher also aufgegeben?
Der erste Arbeitsmarkt ist so gut wie dicht, langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten sind nicht da. Es ist sehr schwierig Leute aus dem zweiten Arbeitsmarkt in den ersten zu integrieren. Es gibt gewisse Hemmnisse: persönliche, altersbedingte – und auch die Ausbildungssituation ist nicht immer die beste.
Die rot-grüne Koalition im Bochumer Rat kritisiert Ihre Arbeit und fordert dass überschüssige Geld in überbetriebliche Maßnahmen für jugendliche Arbeitslose zu investieren und wenigstens alle unter 25-Jährigen unverzüglich in eine Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln.
Wir können die Betriebe nicht dazu zwingen. Sicher sind die Jugendlichen eine wichtige Zielgruppe. Wir müssen dahin kommen, bessere Grundvoraussetzungen für die unter 25-Jährigen zu schaffen. Nur so können wir auf dem Arbeitsmarkt langfristige Erfolge sichern. Einen großen Spielraum haben wir aber nicht.
Das überschüssige Geld kann dabei nicht helfen?
Aktuell nicht. Jede Umverteilung der Mittel muss erst einmal durchdacht werden.
INTERVIEW: HOLGER PAULER