: berliner szenen Burleske Partys
Fucking Good Time
Röbi beißt sich an einem Hamburger fest. Er sitzt im White Trash und wartet. Menschen betreten das Lokal. Sie tragen lustige Taschen, scharfe Stiefel und originelle Hüte. Das Ambiente erinnert an die 20er-Jahre. Neben Röbi sitzt Hedi. Die beiden wollen sich die neuste Kollektion des Schweizer Unterhosenlabels Panti-Christ ansehen, die in einer burlesken Bikini-Strip-Show präsentiert wird. Panti-Christ-Unterhosen sehen mehr aus wie Männerunterhosen, werden aber von Frauen getragen. Es sind bunte, tief geschnittene, mit Pistolen,Totenköpfen, Schriftzügen und Sternen bedruckte Stücke. Keine Topmodels zeigen die Unterhosen vor, sondern lokale Szenefrauen. Sie tänzeln lasziv und selbstbewusst über einen langen Holztisch, an dem einige Gäste sitzen und Bier trinken. Eine Panti-Christ-Lady lässt das Bikini-Oberteil fallen. Hin und wieder schreit die Moderation: „Do you wanna have a fucking good time?“
Einige Zuschauerinnen schauen etwas ratlos, lächeln verlegen. Viele Zuschauer pfeifen. Röbi fühlt sich unwohl. Er ist ein sensibler, politisch korrekter Mittdreißiger, war kurze Zeit sogar Mitglied einer antisexistischen Männergruppe. Seine Ratlosigkeit wächst ins Unermessliche, als sich Miss Fuzzy Puzzy einen drahtigen Kleiderbügel in den Rachen stopft, dazu gekonnt mit der Hüfte wippt. „Ist diese Kombination aus Deep Throat und Feuerschlucken Kunst? Ist die New Burlesque die Peepshow der neuen Linken? Darf er halbnackten Frauen zupfeifen?“, rätselt Röbi. Er wendet sich zu Hedi. Sie will auf einen Stuhl steigen und schreien: „Eine verkappte Sauerei ist das!“ Bevor sie mit ihrem Plädoyer loslegen kann, zerrt Röbi die wütende Hedi aus dem Club. Drinnen wird weitergepfiffen. ARIANE VON GRAFFENRIED