: „Es gehört Mut dazu“
SOLIDARITÄT Initiative ruft am 55. Jahrestag des Tibeter-Aufstandes zu Demo und Mahnwache auf
■ 74, war Volks- und Realschullehrer. 1991 gründete er die „Tibet-Initiative Hamburg“, deren Sprecher er ist.
taz: Herr Steckel, der Tibet-Aufstand gegen die chinesische Besatzung jährt sich heute bereits zum 55. Mal. Hamburgs Senat hat anlässlich dieses Jahrestages noch nie die Tibet-Flagge gehisst. Mit welcher Begründung?
Helmut Steckel: Mit verschiedenen. 2013 zum Beispiel hatte die Tibet-Initiative 3.500 Unterschriften gesammelt und dem Senat übergeben. Trotzdem wurde der Antrag von allen Parteien abgelehnt. Einige bestritten den Symbolgehalt der Flagge, andere monierten die Vermischung von Religion und Politik in der Person des Dalai Lamas. Dabei ist er schon seit 2011 nicht mehr weltliches Oberhaupt der Tibeter.
Wie viele Städte werden heute die Tibet-Flagge hissen?
Ich weiß es nicht genau. Sicherlich mehr als 2013. Da waren es 1.150 Städte und Gemeinden. Meist kleinere Städte, aber immerhin waren auch fünf Landeshauptstädte dabei.
Vermutlich fällt es Städten ohne starke Wirtschaftsbeziehungen zu China leichter, die Flagge zu zeigen als dem mit Schanghai verbandelten Hamburg.
Sicherlich. Es gehört schon Mut dazu, sich solidarisch zu verhalten. Ich glaube aber nicht, dass das die Wirtschaftsbeziehungen gefährden würde.
Hat die Tibet-Initiative auch dieses Jahr wieder einen Antrag auf Beflaggung in Hamburg gestellt?
Nein, wir haben es zeitlich nicht geschafft. Wir arbeiten alle ehrenamtlich und bereiten derzeit die Ausstellung „Tibet – Nomaden in Not“ im Museum für Völkerkunde vor.
Trotzdem startet die heutige Soli-Demonstration nicht dort, sondern vor dem Museum für Kunst und Gewerbe. Warum das?
Kann ich nicht sagen. Da ist wohl keiner von uns drauf gekommen.
Nach der Demonstration gibt es auf dem Rathausplatz eine Mahnwache. Was passiert da genau?
Unter anderem werden die Tibeter ihre Nationalhymne singen, was in Tibet verboten ist.
Wie viele Tibeter leben in Hamburg?
Ungefähr 80.
Und die sind alle in der Tibet-Initiative?
Die bestand von Anfang an aus Deutschen. Ich bin durch meine jahrelange Arbeit bei Amnesty International auf das Thema gekommen. INTERVIEW: PS
Demonstration: 16 Uhr vom Museum für Kunst und Gewerbe (Steintorplatz) über die Mönckebergstraße zum Rathausplatz. Dort sprechen die Grünen-Landesvorsitzende Katharina Fegebank sowie Referenten verschiedener tibetischer Vereinigungen