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Archiv-Artikel

Die starke Frau bei Volkswagen

AUTO VW-Patriarch Ferdinand Piëch ordnet sein Erbe. Eine wichtige Rolle kommt seiner Frau Ursula zu

BERLIN dpa/rtr/taz | Für Leute, die nichts oder wenig haben, ist es einfach – für alle anderen wird es schwer: das Erben. Besonders schwer ist es für Leute, die nicht nur viel Geld und Besitz, sondern auch noch ein Vermächtnis bewahren wollen. So wie für Ferdinand Piëch, seit 2002 Aufsichtsratschef von VW, dem zweitgrößten Autokonzern der Welt. Eine große Rolle kommt dabei offenbar seiner Frau Ursula Piëch zu, die Piëch zur Sachwalterin seiner Interessen macht.

Laut einem Bericht des Focus will Ferdinand Piëch seine milliardenschweren Beteiligungen an Porsche und damit auch an VW über seinen Tod hinaus sichern. Dazu habe der 73-Jährige Unternehmensanteile auf zwei Privatstiftungen in Österreich übertragen. Piëch will damit verhindern, dass seine Erben später Teile des Firmenvermögens verkaufen. Hintergrund: Wenn die Erben – Piëch hat zwölf Kinder mit vier Frauen – schnelle Kasse machen, könnte das den Wolfsburger Autokonzern schwächen. Kein Wunder, dass der VW-Betriebsrat mit Piëchs Erbregelung einverstanden ist und von nachhaltiger Stabilität spricht.

In den Privatstiftungen, Ferdinand Karl Alpha und Ferdinand Karl Beta genannt, hat Ferdinand Piëch demnach das Sagen – solange er lebt. Erst nach seinem Tod soll ihm seine Frau Ursula, das ehemalige Kindermädchen, folgen. Dafür müssen allerdings zwei Bedingungen erfüllt sein: Das Paar darf sich nicht trennen, und Ursula Piëch darf nach dem Tode ihres Mannes nicht erneut heiraten. In beiden Fällen verlöre sie alles – ihre Stellung als Stifterin und ihren Sitz im Stiftungsbeirat. Ursula Piëch, die mit Ferdinand drei Kinder hat, gilt schon länger als wichtige Ratgeberin ihres Mannes.

Unterdessen deutete VW an, mit seiner Nutzfahrzeugsparte (VWN) auf den chinesischen Markt vordringen zu wollen. VWN-Chef Wolfgang Schreiber will ein spezielles Modell für die boomenden Schwellenländer bauen. Das neue Pick-up-Modell Amarok sei erfolgreich angelaufen. Die Fertigung, die bisher in Argentinien liegt, müsse rechtzeitig erweitert werden. Schon heute sei absehbar, dass der Bedarf die Kapazitäten in zwei Jahren übertreffen werde. Schreiber will den Amarok daher künftig auch im Stammwerk Hannover bauen, wie er in Zeitungsinterviews sagte. In Hannover könnten 40.000 Einheiten pro Jahr gebaut werden, Mitte 2012 könnte es losgehen. Bisher fertigt VWN in seinem Stammwerk den Transporter T5 und die Karosserie des Porsche Panamera.