AUSLAND BERLIN
: Nein, das geht nicht

Er guckt zu seinem Kollegen, der aussieht, als sei er sein Zwilling

Ich dachte ja immer, die Berliner wären entspannter als die Wiener. Ich dachte aber auch, ein Umzug nach Berlin wäre ein Klacks. EU und so. Aber man ist eben doch ein Ausländer. Wohnung? – Geht nicht ohne Schufa. Bürgschaft? – Nur aus Deutschland. Steuernummer? – Kann sich nur um Wochen handeln. Bankkonto? – Lieber nicht.

Bei jedem „Nein, das geht nicht“ sind die Berliner aber verhältnismäßig freundlich. Sie versuchen zumindest zu erklären, warum. Auch wenn das nicht immer Sinn ergibt. Der Nachteil am freundlichen Gegenüber ist nur, man wird nicht richtig wütend. Das ist ungesund. Irgendwann resigniert man einfach und kümmert sich um sein Magengeschwür.

Bei der BVG war es so weit. Ich bin Volontärin, also wollte ich mit dem Azubi-Monatsticket ein paar Euro sparen. Auf der Webseite steht, das geht. Man muss persönlich vorsprechen, also fahre ich eines Abends zur BVG-Stelle, betrete den kleinen weiß-gelben Raum, grüße freundlich und erkläre einem runden, blonden Mann mit Brille und Schnauzer, was ich von ihm will.

„Nee“, sagt er und schüttelt den Kopf, als ich ihm meinen Ausbildungsnachweis hinlege. Stille. „Nee“, sagt er wieder und rutscht mit seinem Drehstuhl, der ein Teil seines Körpers zu sein scheint, ein Stück zurück. Dann guckt er zu seinem Kollegen, der aussieht, als sei er sein Zwilling, und fühlt sich sichtlich von dessen Blick bestätigt. Er richtet sich etwas auf und sagt, es sei nicht ersichtlich, was ich da mache. Ich sage: „Ein Volontariat – die Ausbildung zum Redakteur. 18 Monate. Steht da.“ Er sieht auf den Zettel und schüttelt den Kopf. Ich erkläre es wieder. „Nee, da brauchen wir einen Nachweis.“ Wortlos tippe ich mit dem Zeigefinger auf den Zettel. „Nee“, sagt der Mann wieder. „Da brauchen wir schon einen Nachweis über die Ausbildung, nicht einfach einen Ausbildungsnachweis.“ SASKIA HÖDL