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Archiv-Artikel

School’s out forever

Weil er nicht zu den hehren Werten der Schule passte, haben die Henri-Nannen-Schüler ihren Chef abgesägt

Von STG

Bei der Henri-Nannen-Schule, gerne mit dem Titel „renommiert“ zur wichtigsten deutschen Ausbildungsinstitution für JournalistInnen-Nachwuchs geadelt, laufen dieser Tage gerade die Aufnahmeprüfungen. Den Vorsitz führt allerdings nicht der erst im Januar neu bestallte Schulleiter Christoph Fasel, sondern Nannen-Schul-Legende Wolf Schneider höchstpersönlich. Denn Fasel ist seine „Lebensaufgabe“ (Fasel über den Nannen-Job) los. Hintergrund sind Unzufriedenheit der SchülerInnen mit Fasel und dessen nicht so transparente Rolle in der Welt der Unternehmens- und Kommunikationsberatung.

„Auf eigenen Wunsch“ und aus „persönlichen Gründen“ bat Fasel, ehemals Stern-Reporter, Das-Beste-Chefredakteur und selbst Nannen-Schüler, „ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden“, teilte Gruner + Jahr knapp mit. Der zum Bertelsmann-Konzern gehörende Großverlag (Stern, Geo, Brigitte) trägt die Hamburger Schule, deren Beirat sich noch ein „großes Bedauern“ abrang. Doch in Wahrheit haben aktuelle und ehemalige Nannen-Schüler Fasel abserviert – offenbar aus gutem Grund: Der 48-Jährige ist Gesellschafter der Kommunikationsagentur Wortfreunde, die für Konzerne von Axel Springer über Banken und die Bahn bis zu den Weight Watchers arbeitet. Er ist außerdem Chef des von der Bank ING-BiBa mitfinanzierten Instituts für Verbraucherjournalismus an der Fachhochschule Calw. Dass der dort gelehrte „Nutzwertjournalismus“ die „angelsächsische Trennung“ zwischen Nachricht und Kommentar „zwangsläufig ein Stück weit aufhebe“, wie Fasel zu Protokoll gab, dürfte bei der Nannen-Schule auch nicht zu Begeisterung geführt haben. Außerdem sei dort sein lockerer Stil zwar zunächst gut angekommen. Doch da habe sich viel als heiße Luft entpuppt, von mangelnder Anwesenheit war in Hamburg die Rede. Auch sein ehemaliger Mentor Schneider habe Fasel schon vor Wochen den Rücktritt nahegelegt, sollte an den Vorwürfen „etwas dran sein“, heißt es in Schülerkreisen.

Jetzt übernimmt zunächst einmal die eben erst verabschiedete bisherige Schulleiterin Ingrid Kolb, 64, den Laden. Ein neuer Leiter soll „baldmöglichst berufen werden“. STG