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Archiv-Artikel

Energiewende ist, wenn die Sonne im Wind weht

FAHNENPROTEST Die taz verschenkte Anti-AKW-Flaggen – und Hunderte wollten eine, um ihren Protest zu zeigen

Anti-Atom-Fahnen im Netz

■ Die taz hatte aufgerufen Anti-Atom-Flagge zu zeigen. Bisher haben uns 150 Bilder erreicht. Alle Impressionen vom Fukushima-Jahrestag finden Sie auf der Bewegungsplattform der taz: www.bewegung.taz.de.

VON JÖRN ALEXANDER

Die taz hatte aufgerufen, Flagge zu zeigen. Anlass war die Atomkatastrophe von Fukushima, die sich am 11. März zum dritten Mal jährte. Die Idee: Wir wollen gemeinsam mit den LeserInnen der taz ein Zeichen gegen Atomkraft und für die Energiewende setzen. Dazu haben wir rund 1.000 Anti-Atom-Fahnen verschenkt. Die einzige Bedingung an die Beschenkten: Wer eine Fahne bekommt, möge sie doch bitte am 11. März sichtbar im öffentlichen Raum anbringen.

Die Resonanz war großartig. Aus dem ganzen Land haben uns Fotos erreicht. Ob am Fahrrad, vor dem Atomkraftwerk oder am Gipfelkreuz in den Alpen – und nicht zuletzt an unzähligen Balkonen und Fahnenmasten – die Anti-Atom-Sonne wurde an vielen Orten präsentiert. Das mächtige Engagement macht deutlich, dass Energiewende und Atomausstieg Themen sind, die die Menschen bewegen.

Die Risiken der Atomkraft wurden uns zuletzt vor drei Jahren deutlich vor Augen geführt, als es im japanischen Fukushima zur Kernschmelze kam. Nach der Überflutung durch einen Tsunami konnten drei Reaktoren des AKW Fukushima Daichii nicht mehr gekühlt werden. Die Folgen sind verheerend: Über 150.000 Menschen mussten im Zuge der Katastrophe umgesiedelt werden, Lebensmittel und Leitungswasser waren großflächig verseucht. Bis heute ist die Situtation an den havarierten Reaktoren nicht unter Kontrolle, noch immer treten große Mengen radioaktives Wasser aus. Und weite Gebiete rund um den Unglücksreaktor werden dauerhaft unbewohnbar sein.

In Deutschland führte die Katastrophe von Fukushima zu einem Sinneswandel bei der damaligen Regierungskoalition aus Union und FDP. Auch diese Parteien plädierten plötzlich für einen Atomausstieg bis zum Jahr 2022 und für eine schnelle Energiewende. Doch inzwischen beginnt sich der Wind schon wieder zu drehen.

Mit Verweis auf die Strompreise, die angeblich wegen der Energiewende steigen, will die neue Regierung den Umstieg auf erneuerbare Energien deutlich abbremsen – sodass wegfallende AKWs nicht komplett durch Ökostrom ersetzt werden könnten. Weil Bayern plötzlich sowohl Windräder als auch neue Stromleitungen ablehnt, denken die ersten Unionspolitiker schon wieder über längere AKW-Laufzeiten nach.

Mit Exkanzler Gerhard Schröder hat sich ein erster prominenter Sozialdemokrat diese Forderung zu eigen gemacht. Atomausstieg und Energiewende sind also drei Jahre nach Fukushima keineswegs gesichert. Öffentlicher Protest bleibt notwendig.