: Hausdurchsuchung bei Klinikchef
Neues aus dem kriminellen Sumpf: Kasseler CDU-Politiker war der Strohmann des Bremer Klinik-Chefs Andreas Lindner
Die Bremer Staatsanwaltschaft hat gestern offiziell mitgeteilt, dass sie in der vergangenen Woche die Privaträume des ehemaligen Chefs der Klinik-Holding „Gesundheit Nord“, Wolfgang Tissen, durchsucht hat. Gegen Tissen und seine Frau gebe es den Verdacht der „Vorteilsannahme beziehungsweise der Beihilfe hierzu“. Nach dem Stand der Ermittlungen soll Tissen zwischen April 2005 und März 2006 Geldbeträge von insgesamt 87.500 Euro angenommen haben und wurde „hierbei durch seine Ehefrau unterstützt“.
Bisher hatte Tissen immer behauptet, er habe mit den Geschäften des Leiters vom Klinikum-Ost, Andreas Lindner, nichts zu tun. Von einem privaten Darlehen über 44.000 Euro war die Rede, das der Kasseler CDU-Politiker und Anwalt Gotthard Brand ihm gewährt habe. Kennen gelernt hatte Tissen ihn bei der Hochzeitsfeier von Lindner.
Stimmt, erklärte Anwalt Brand gegenüber der taz. Er habe Tissen vor der Feier nicht gekannt, das Darlehen floss aus der Kasse der Siekertal-Klinik-GmbH. Da war Brand als Inhaber und geschäftsführender Gesellschafter im Handelsregister eingetragen – „aber nur formal“, sagt Brand, eben als Anwalt und treuhänderisch – für Andreas Lindner. Inzwischen habe er diese Treuhand-Funktion aufgegeben. Über seine Motive zu reden verbiete ihm die anwaltliche Schweigepflicht.
Das bedeutet, dass de facto Lindner selbst das Darlehen gegeben hat – an seinen Aufsichtsratsvorsitzenden und Holding-Chef. Und es bedeutet auch, dass Lindner als Klinik-Chef Millionen-Verträge mit seiner eigenen Firma abgeschlossen hat – und dies durch die Treuhand-Funktion des Anwaltes vertuschte: Unter dem Reha-Vertrag mit der Klinik Siekertal (Rastede) steht links Lindners Name für das Klinikum Ost, rechts steht „Gottfried Brand“ – Lindners Strohmann für seine eigene Siekertal-GmbH.
Staatsrat Arnold Knigge hatte noch in dem guten Glauben, es handele sich bei der Siekertal-Firma um eine fremde Firma, Lindner ultimativ aufgefordert, diesen Vertrag rückgängig zu machen. Lindner hatte dann dem Ressort einen Aufgebungsvertrag vorgelegt, den er, wie man heute weiß, mit sich selbst aushandeln konnte. Und in den er den Passus hineingeschrieben hat, dass das Klinikum Ost im Zweifelsfall die Kosten für das Reha-Haus Rastede übernehmen und alle Unkosten zahlen werde – auf sein privates Konto bei der Siekertal-Klinik. kawe