: Unfähig zur Ambivalenz
betr.: „Die ewigen Rechthaber“
Ich kann Herrn Welzer zu seiner Feststellung gratulieren, dass es in politischen Systemen immer auch Teilhaber geben muss, da Systeme allein nicht existieren, gewinnen und verlieren können. Der Nationalsozialismus hat Gott sei Dank verloren und damit auch die aktiven Teilhaber. Alle von Harald Welzer angeführten Erinnerungs- und Gedächtnisschwächen der Generation Jens, Fest, Walser und Grass verdienen so dargestellt zu werden. Der Schluss auf den Abgesang einer nervenden Generation ist aber nicht nur widerwärtig, sondern auch falsch. Es zeigt allerdings auf, dass es nicht ausreicht, in einer Demokratie aufzuwachsen und der Ambivalenz fähig zu sein, um moralisch gerechtfertigte Urteile fällen zu können. Schade, dass taz zwei den letzten Abschnitt nicht einfach weggeschmissen hat. So aber werden Sie hoffentlich dafür sorgen, dass das totalitäre Urteil des ambivalenten, selbstironischen Autors aus der „besseren“ Generation der über Vierzigjährigen wieder gerade gerückt wird. P.S.: Ich bin Jahrgang 1950. WOLFGANG GRODOTZKI, München