bernhard docke (51), anwalt
: Der stille Starverteidiger

Keine Frage, Strafverteidiger Bernhard Docke ist kein Typ wie einst der stets als „Staranwalt“ apostrophierte Rolf Bossi. Keiner, der den Gerichtssaal als Bühne der eigenen Inszenierung nutzt. Dass seine Kanzlei, und das nicht nur Bremen, als eine der ersten Adressen gilt, hört Docke nicht so gerne. „Ach ja?“, fragt er dann. Und schweigt. Mit so etwas kann er nichts anfangen. Stattdessen sagt er Sätze wie diesen: „Ich hebe mich in keiner Weise heraus.“

Einer wie Docke würde lieber wieder von der Öffentlichkeit „loskommen“, die ihn derzeit umgibt. Doch daraus wird vorerst nichts. Gestern musste der Anwalt des bis vor kurzem in Guantánamo inhaftierten Murat Kurnaz selbst aussagen – vor dem Untersuchungsausschuss des Europaparlaments in Brüssel. Irgendwann sei er in diesen Fall „hineingeschlittert“, erzählt er, vor vielen Jahren schon und ohne rechte Aussicht auf Bezahlung. 1.000 Arbeitsstunden stecken in dem Fall Kurnaz, sagt Docke – und die „tiefe Genugtuung“, den George Bush vor seinem eigenen Supreme Court geschlagen zu haben. „Es ist eine Frage der Ehre“, hebt Docke an, er, der stille, der gewissenhafte Arbeiter, der vor Gericht so gänzlich unemotional daherkommt. „Da brennt ein inneres Feuer.“

Ein Feuer für den Rechtsstaat. Immer wieder taucht Dockes Name dort auf, wo ein Urteil schon sicher scheint, wo es um Mord und Totschlag, um Korruption geht. 2002 etwa, als in Florida ein Deutscher – nicht zuletzt dank seiner deutschen Gerichtsakte – zum Tode verurteilt wurde. Auch im Prozess um die Schießerei in Bad Kleinen war Docke dabei, vertrat die Kioskverkäuferin auf dem Bahnhof, die sagte, sie habe gesehen, wie GSG-9-Beamte auf den gesuchten RAF-Terroristen Wolfgang Grams geschossen hätten. Heute ist es ein Albaner, der ihn beschäftigt, ein Mann, der an einer spektakulären Schießerei auf der Bremer „Discomeile“ beteiligt war.

Docke will dabei „nicht nur rechtsstaatliches Dekor sein“. Und nicht allein auf die Macht des flammenden Plädoyers vertrauen: Spannend, sagt Docke, „wird es, wenn man als Anwalt gefordert ist, bestimmte prozessuale Lösungen zu suchen.“ JAN ZIER