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Archiv-Artikel

Die Traditionen werden gewahrt

WELTOFFENE BLASMUSIK Das grandiose Boban i Marko Markovic Orkestar spielt am Freitag im Lido

Blasmusik klingt in vielen Ohren weiterhin nicht unbedingt hip, schon dem Namen nach. Denn „Blasmusik“ schmeckt schon wegen der sie produzierenden Kapelle gleich nach einem musikalischen Standort in Hinterwald, von dem aus man es höchstens in die Musikantenstadl dieser Welt schaffen kann. Deswegen sagt man in folgenden Zusammenhängen auch nicht Blasmusik. Man nennt es Balkan Brass. Unter den balkanischen Blaskapellen zählt das Boban i Marko Markovic Orkestar zu den besten, also unbedingt Champions League, und ist tendenziell immer im Endspiel zu finden.

Das weiß man nach vielen Konzerten des Orchesters in Berlin längst – sogar Menschen, die mit Blasmusik eher fremdeln und nicht unbedingt gleich auf jede Balkanbeats-Party gehen, sondern eigentlich lieber einen anheimelnden Indierock vom Schlage Calexicos hören. Vor ein paar Jahren gab es das hier zusammen in einem Konzert, Calexico und das Orkestar. Ein Finale, das dann Boban und Marko und die anderen Mannen von dem serbischen Balkantrupp, der eben mehr kann als das beliebte Hochgeschwindigkeitsblasen, doch eher gewonnen haben.

Klar, da gibt es schon manchmal eine Turbofolk-Disco zu hören. „Hopsassa-Mucke“, schrieb das Musikmagazin Jazzthing über das im vergangenen Jahr wieder beim Berliner Piranha-Label erschienene neue Album des Ensembles, das auch auf Jazzfestivals eine gute Figur macht, wie nebenbei eleganten Funk in die Balkanplatte mischt und sich überhaupt prinzipiell musikalisch weltoffen zeigt. Es allein auf den serbischen Klangpool verpflichten zu wollen wäre ein folkloristisches Missverständnis: Genauso fest wie in der Tradition der Balkanmusiken steht das Orkestar in derjenigen der internationalen Showorchester: Man beherrscht auch die in dieser Disziplin seit den Lecuona Cuban Boys zum Standard gehörenden Latin-Rhythmen. Bestimmt könnte das Orkestar auch ein „Cielito Lindo“ mit dem „Ay, Ay, Ay, Ay“ im Refrain so fachgerecht wie nur jede Mariachi-Kapelle auf die Bühne bringen.

Die eigenen Traditionen aber werden unbedingt gewahrt: So ist die Frage der Nachfolge längst geklärt. Wie es der Brauch wollte, hat Vater Boban das Orkestar seinem Sohn und Nachfolger Marko 2006 zu dessen 18. Geburtstag übergeben, ohne deswegen gleich selbst abzutreten. Dynastische Verhältnisse: Seither heißt es eben einfach Boban i Marko Markovic Orkestar. Am Freitag spielt die Kapelle im Lido.

THOMAS MAUCH

■ Boban i Marko Markovic Orkestar, Lido, Cuvrystr. 7. Freitag, 21. März, 20 Uhr. VVK: 15 Euro