PAPST WEG, KIRCHE UND STAAT WIEDER GETRENNT
: Erleichterung und etwas Langeweile

Der Papst ist wieder in Rom, und in Deutschland herrscht Erleichterung: Die einen sind froh, dass die Dauerpräsenz von Benedikt XVI. in den Medien ihr Ende gefunden hat und nun wieder wichtigere Themen verhandelt werden können. Die kirchlichen Organisatoren sind erleichtert, dass alles einigermaßen geklappt hat – auch wenn der Pontifex Maximus am Ende weniger Anhänger angelockt hat als erwartet. Liberalere Katholiken sind beruhigt, dass die Spitze ihrer Kirche keinen neuen Bock geschossen hat, der sie an ihrer Mitgliedschaft in dieser Glaubensgemeinschaft zweifeln lässt. Politik und Polizei schließlich atmen durch, dass es keinen Anschlag auf den Papst gab. Das war keine ganz abwegige Gefahr, denn während des Besuchs des weltweit wichtigsten Repräsentanten des Christentums jährten sich die Anschläge vom 11. September zum fünften Mal, und al-Qaida & Co. achten offenbar auf solche Jahrestage.

Neben dieser umfassenden Erleichterung, vielleicht sogar Zufriedenheit, tritt aber auch ein anderer Eindruck nach sechs Tagen Benedikt in heimischen Gefilden: Abgesehen von ein paar mehr oder wenig schönen Bildern und ein paar warmen Worten hat er kaum etwas hinterlassen, was in der Erinnerung hängen bleibt. Anders als beim Weltjugendtag, bei der die Begeisterung der jungen Menschen für diesen schüchtern-spröden Herren überraschte, anders auch als etwa bei seiner Polen-Reise, von der seine insgesamt denkwürdige Rede in Auschwitz bleiben wird, hat sich bei seinem Heimattrip kaum etwas ins Gedächtnis gedrängt. Außerhalb der klerikalen Festplätze herrschte fast so etwas wie gepflegte Langeweile.

Es war eben doch eine vor allem spirituell und persönlich, fast privat geprägte Reise, eine Abschiedstour in die Heimat wahrscheinlich. Fairerweise muss man sagen, dass der Papst sehr viel mehr auch nicht angekündigt hatte. Dann aber stellt sich die Frage, ob der hohe Aufwand und die großen Kosten von Seiten der Kirche und des Staates gerechtfertigt waren. Die Trennung von Staat und Kirche ist in diesen Tagen allzu aufgehoben gewesen. Das aber könnte – auch wenn es die CSU-Granden wenig stört – ein bleibender Schaden der Papstreise sein. PHILIPP GESSLER