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Archiv-Artikel

Chronologie des Widerstands

September/Oktober 1981: Jugendliche besetzen unbemerkt zwölf leer stehende Häuser in der Hafenstraße, die die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA verrotten ließ, damit Gruner + Jahr und Tchibo dort ein Großprojekt errichten können.

April 1982: Die SAGA bemerkt die Besetzung.

November 1983: Rund hundert Besetzer erhalten dreijährige Mietverträge.

Oktober 1985: Hamburgs Verfassungsschutzchef Lochte behauptet fälschlicherweise in der taz, die RAF-Kommando-Zentrale habe sich eingenistet. Die taz-Redaktion Hamburg wird verwüstet. Gerüchte um eine Vergewaltigung in einem der Häuser bleiben ungeklärt.

Dezember 1986: Kurz vor Auslaufen der Mietverträge demonstrieren 10.000 Menschen für den Erhalt der Hafenstraße.

Januar 1987: Geräumte Wohnungen werden wieder besetzt.

Mai 1987: Der Mäzen Jan Philipp Reemtsma bietet Bürgermeister von Dohnanyi den Kauf der Häuser zu einem „politischen Preis“ an. Er erhält eine rüde Absage.

Juli 1987: Während Dohnanyis Urlaub wollen Innensenator Pawelcyk und Bausenator Wagner räumen lassen. Die vermittelnde „Patriotische Gesellschaft“ schreitet ein, fliegt zu Dohnanyi nach Sylt: Er soll den Putsch verhindern. Dies gelingt. Die Bewohner bauen die Häuser dennoch zur Festung aus.

November 1987: Der Senat erklärt sämtliche Vertragsverhandlungen für gescheitert; die Räumung droht. Tausende Autonome aus ganz Deutschland eilen zu Verteidigung der Häuser nach Hamburg. Die Innenbehörde holt Spezialeinheiten aus dem ganzen Bundesgebiet. Dohnanyi verpfändet in einer Aufsehen erregenden Rede sein Wort als Bürgermeister darauf, dass der Senat mit der Hafenstraße einen Pachtvertrag abschließt, wenn die Barrikaden binnen weniger Stunden beseitigt werden. Tausende Hamburger strömen zum Hafenrand und räumen die Barrikaden. Der Pachtvertrag wird unterzeichnet.

Mai 1988: Dohnanyi tritt zurück. Nachfolger wird Hafenstraßen-Kritiker Voscherau.

1989: Die Verwaltung wird der Hafenrand GmbH unterstellt. Der Pachtvertrag wird aber schnell fristlos gekündigt.

Mai 1990: 3.000 PolizistInnen durchsuchen die Häuser erfolglos nach RAF-Mitgliedern.

April 1993: Das Oberlandesgericht bestätigt die Kündigungen.

November 1993: Das Landgericht erlaubt die Räumung.

Februar 1994: Voscherau macht eine überraschende Kehrtwende: Wenn die Hafenstraßen-Bewohner die Bebauung von Freiflächen neben „ihren“ Häusern akzeptieren, könne auf deren Räumung und Abriss verzichtet werden.

April 1994: Ohne große Proteste beginnt nebenan der Bau von 55 Sozialwohnungen.

Februar 1995: Die Stadt beschließt mehrheitlich Verhandlungen zur Privatisierung der Hafenstraßen-Häuser.

Dezember 1995: Der Senat verkauft die Häuser für 2,28 Millionen Mark an die Genossenschaft „Alternativen am Elbufer“ und stellt staatliche Sanierungs-Hilfen in Aussicht. Die Genossenschaft stimmt dem Vertrag zu. mac, kva, diba