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Archiv-Artikel

„Große kreative Zerstörung“

INNOVATION Der Politologe Steven Ney diskutiert heute über „Geistesblitze und Innovationen“

Von HEH
Steven Ney, 41

■ ist Politologe und Professor für Social Entrepreneurship an der Jacobs University

taz: Herr Ney, was braucht eine Idee, um das Leben von Millionen Menschen zu verändern?

Steven Ney: Das ist immer schwer vorherzusagen. Wenn man das vorher wüsste, dann würden ständig Millionen Menschen das Leben von Millionen Menschen verändern. Die Wissenschaft sagt, dass eine Idee Menschenleben erst verändern kann, wenn sie zur Innovation wird.

Und wie wird sie das?

Indem eine Idee oder Erfindung auf den Markt gebracht wird. Das kann im Kommerziellen sein, es geht aber auch im Sozialen.

Wie sieht das etwa im Sozialen aus?

Da gibt es viele gute Ideen was das Bankwesen angeht. Etwa die Idee der Mikrokredite des Friedensnobelpreisträgers Mohammed Junus. Er hat den Ärmsten in Bangladesh kleine Kredite gegeben. Damit konnten sie Ideen umsetzen, für die sie oft nur zwei oder drei Euro Startkapital brauchten.

Was versteht man überhaupt als fortschrittlich?

Das wandelt sich stark. Was vor 30 Jahren als fortschrittlich galt, kann heute vollkommen überholt wirken. Nehmen wir die antiautoritäre Erziehung. Die wurde früher von vielen Linken als großer Fortschritt angesehen. Heute betrachten viele sie eher als großen Fehler.

Warum haben es oft auch gute Ideen so schwierig?

Mark Twain hat gesagt: „Es ist schwer, jemanden von der Wahrheit zu überzeugen, wenn sein Gehalt davon abhängt, das Gegenteil zu glauben.“ Innovation richtet immer eine große kreative Zerstörung an und macht Firmen obsolet. Diese Firmen wehren sich dann natürlich, weil sie viel Geld investiert haben.

Wann weicht die Skepsis der Begeisterung?

Manchmal nie. Es gibt keine klaren Faktoren, die den Erfolg einer Innovation erklären. Das ist das große Fragezeichen, an dem die Wissenschaft noch arbeitet.INTERVIEW: HEH

20 Uhr, Kleiner Saal, Glocke, neun Euro Eintritt, ermäßigt sechs