EnBW ORGANISIERT EINE KONFERENZ ZUM KLIMAWANDEL
: Atomkraft ist die falsche Medizin

„Ursachen und Wirkung des Klimawandels“, lautete der Titel einer Konferenz bei der Dresdner Bank in der vergangenen Woche. Zuvor hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie erklärt, dass – zum Schutze des Klimas – erneuerbare Energien ein tragender Teil der deutschen Energieversorgung werden sollen. Nun lädt die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) zur „1. Deutschen Klimakonferenz“. Endlich! Wunderbar! Die Wirtschaft scheint den Klimawandel nicht nur endlich als Faktotum akzeptiert zu haben, nein: Sie scheint sogar nach konstruktiven Lösungen zu suchen.

Genau da aber liegt der Hase im Pfeffer: So lobenswert die 1. Deutschen Klimakonferenz der EnBW ist – neu ist der Vorstoß des Konzerns nicht. Gern und ausgiebig analysieren führende EnBW-Manager den Umfang der Klimagefahr. Gern und ausgiebig bekennen sie sich zur eigenen Verantwortung. Gern und ausgiebig empfehlen sie deshalb auch ihr Mittel zur Rettung der Welt: eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Was Wunder: EnBW hat den meisten Atomstrom in seinem Strommix.

Gut zwei Wochen vor dem neuen Energiegipfel der deutschen Regierung mit der deutschen Stromwirtschaft lädt Deutschlands größter Atomstromer zur 1. Deutschen Klimakonferenz. Mag sein, dass die Terminlage zufällig ist. Trotzdem sorgt sie für pfeffrigen Geschmack: Gemäß Atomkonsens soll das AKW Neckarwestheim in knapp drei Jahren abgeschaltet werden. Betreiber EnBW hat immer wieder angekündigt, Argumente für eine Laufzeitverlängerung vorzulegen.

Auch EnBW macht für steigende Strompreise gern die „Staatslast“ verantwortlich – jenen verschwindend geringen Teil, der dem Ausbau der erneuerbaren Energien zugutekommt. Gegen den Handel mit Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten – den so genannten CO2-Zertifikaten – hat EnBW Klage eingereicht. Konstruktive Lösungen gegen die Gefahr des Klimawandels sehen anders aus. Allerdings sollte man den Hasen erst pfeffern, wenn man ihn gefangen hat: Vielleicht veranlasst die EnBW-Klimakonferenz die Firma EnBW ja zu einer neuen Politik, zu der man tatsächlich sagen wird: Wunderbar! Endlich! NICK REIMER