: Nato-Nachschub gerät ins Stocken
TALIBAN Nach dem fünften Attentat auf Tanklaster der Nato in Pakistan innerhalb von fünf Tagen ist die Versorgung der Truppen in Afghanistan mit Benzin und Dieselöl gefährdet. Alternativroute zu teuer
DELHI taz | Es ist schon gewöhnlich ein gefährlicher Job, Treibstoff für die Nato mit dem Laster vom pakistanischen Seehafen Karachi rund 1.000 Kilometer bis an die afghanische Grenze zu bringen. In diesen Tagen gilt das umso mehr. Am Dienstag wurde in Pakistan erneut ein Bombenanschlag auf einen Tanker verübt, der Benzinnachschub nach Afghanistan liefern sollte. Es ist bereits das fünfte Attentat auf Nato-Konvois innerhalb von fünf Tagen. Und es zeigt erneut, wie verletzlich die westlichen Truppen bei der Logistik sind.
Die Kette der Angriffe auf die wichtigste Nachschubroute für die Truppen am Hindukusch kommt zu einer Zeit, da die Beziehungen zwischen Pakistan und dem Westen gerade wieder einmal angespannt sind. Am Donnerstag hatte die Nato bei einem Luftangriff nach Darstellung Pakistans drei pakistanische Grenzsoldaten getötet. Das Land schloss daraufhin aus Protest die Durchfahrt für die Nato-Konvois am Khaiberpass, der Afghanistan und Pakistan trennt. Damit war nur noch die Durchfahrt über den Grenzübergang im pakistanischen Belutschistan offen. Doch auf dieser Route wurden einen Tag später Laster für die Nato in Brand gesteckt.
Fast der gesamte Treibstoff für Flugzeuge und Helikopter wird auf diesem Wege ins Land transportiert. Die USA versuchen seit Langem, diese einseitige Abhängigkeit von Pakistan zu verringern. Doch immer noch werden etwa 80 Prozent des Nachschubs vom pakistanischen Hafen Karachi aus über Land nach Afghanistan gebracht. In Kabul kursieren seit geraumer Zeit Gerüchte, wonach die Benzinlager des Militärs praktisch leer sind. Nicht unbedingt notwendige Operationen und Flüge sollen in dieser Woche bereits gestrichen worden sein, heißt es in Kabul.
Die Nato transportiert ihre Güter entweder über Pakistan aus dem Süden oder über Usbekistan aus dem Norden ins Land. Auch die Nordroute ist problematisch. Hier stauten sich die Versorgungstransporte. Ende Mai hingen um die 300 Eisenbahnwaggons fest. Usbekistan erklärte dies mit einer Überlastung seines Schienennetzes. Die Nordroute ist zudem länger und mehr als doppelt so teuer wie die Pakistanstrecke, was die Kriegskasse der Nato weiter belastet. Der Zugangsweg über Pakistan ist daher nicht zu ersetzen. Damit bleibt die Nato von Pakistan abhängig. AGNES TANDLER