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Archiv-Artikel

Zusammenlegung trägt Früchte

Die neu konzipierten taz-Regionalteile im Norden und Westen kamen bei der Genossenschaftsversammlung am Samstag in Berlin gut an. Kontroverser wurde über die Zukunft des Online-Angebotes der Zeitung diskutiert

BERLIN (taz) ■ Die Zusammenlegung der Lokalteile Bremen und Hamburg zu taz nord und Köln und Bochum zur taz nrw ist geglückt und trägt erste Früchte. So zumindest das Fazit auf der Generalversammlung der taz-Genossenschaft am Samstag in Berlin. Zwar waren die Maßnahmen mit hohen einmaligen Kosten wie Abfindungen verbunden. Doch wurde im Norden der Verlust bei den laufenden Kosten halbiert. Um die Fusion der Nord-Redaktionen war 2005 eine hitzige Debatte geführt worden. So war ein starker Abo-Rückgang befürchtet worden. „Wir haben im Norden nur im niedrigen zweistelligen Bereich verloren“, berichtete nun Beate Willms vom Genossenschaftsvorstand. Die Zahl der Leser erhöhte sich sogar um etwa 20 Prozent.

Die Regionalteile selbst kamen bei den Genossen gut an. „Als ich das erste Mal davon gehört hatte, dachte ich: Das ist nicht mehr mein Geschäft“, berichtete Heiner Cordes aus Bremen. Dann sei er jedoch von der taz nord positiv überrascht worden. Peter Friedrich-Maidorn aus Schleswig-Holstein meinte, dass sein Land durch den Regionalteil gewonnen habe: „Wir sind in der taz nord jetzt gleichberechtigt.“

Umstrittener war auf der Versammlung die Zukunft der taz im Internet. Mathias Bröckers, zurzeit mit dem Aufbau einer Onlineredaktion beschäftigt, stellte den Genossen das Projekt vor. In einem ersten Schritt soll die Aktualität der Seite erhöht werden, indem fertige Texte sofort ins Netz gestellt werden. Bisher wird abends die Zeitung des nächsten Tages komplett hochgeladen. Auch sollen Artikel im Web durch zusätzliche Informationen ergänzt und weiterführende Links eingefügt werden. In einem zweiten Schritt plant Bröckers den Aufbau einer Community. Dort sollen Abonnenten und Mitarbeiter eigene Seiten veröffentlichen können.

Genossen äußerten die Befürchtung, dass die taz durch die Werbefinanzierung ihres Onlineangebotes ihre Unabhängigkeit und Identität verlieren könne. Den Vorschlag, die Anzeigen in Online- und Printausgabe zu verringern, hatte eine große Mehrheit zuvor allerdings in einem Meinungsbild abgelehnt. Eine weitere Befürchtung: Durch den Aktualisierungsdruck könne Unverwechselbarkeit, Stil und Inhalt verloren gehen. „Es geht nicht darum, mit Spiegel Online um Schnelligkeit zu konkurrieren“, versicherte Reiner Metzger, stellvertretender Chefredakteur. Ziel sei es, taz-Inhalte schneller zu veröffentlichen und neue Leser zu erreichen. MARIUS MEYER