: Wertvolle Daten hilfloser Bürger
DATENSCHUTZ Landesbeauftragte Imke Sommer legt den Jahresbericht „Datenschutz 2013“ vor. Trotz einer „riesigen Dunkelziffer“ nicht bekannter Verstößen gegen das Datenschutzgesetz ist sie optimistisch
Imke Sommer, Landesbeauftragte für Datenschutz
Im vergangenen Jahr ist Imke Sommer, Bremens Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, 220 Fällen von Datenschutz-Verstößen nachgegangen. Die Dunkelziffer liege allerdings deutlich höher, sagte Sommer bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2013. Der Grad der Eingriffe sei sehr unterschiedlich.
Internationale Nachrichtendienste wie die NSA seien nicht die einzige Gefahr. „Sie liegt vor allem im privaten Bereich“, sagt Sommer und meint damit nicht Google oder Facebook, sondern auch lokale Unternehmen: „Die Rezeptdaten einer Patientin sind über 80.000 Euro wert. Das sind sehr lukrative Daten, weil man selbst von einem anonymisierten Persönlichkeitsprofil Schlussfolgerungen auf andere ziehen kann.“ Versicherungen nutzen persönlichen Daten für spezielle Tarife – zum Beispiel für Menschen, die gefährliche Sportarten ausüben.
Die Daten müssen nicht einmal korrekt sein: Einem Bremer Mietinteressenten wurde unterstellt, dass er zahlungsunfähig sei. Obwohl er das Gegenteil beweisen konnte, kam kein Mietvertrag zustande. Deshalb, sagt Sommer, müsse nicht nur Transparenz über die Daten hergestellt werden, sondern auch über die Algorithmen, die dahinter stehen. Schließlich hätten nicht die BürgerInnen die Bringschuld, sondern jene, die aufgrund von willkürlichen Annahmen Algorithmen erstellen und anwenden.
Transparenz wird jedoch kleingeschrieben: So fragte eine Frau bei der Schufa an, welche Informationen über sie vorhanden seien. Sie durfte zwar ihre Einträge einsehen, jedoch nicht, wie die Schufa arbeitet. Diese Algorithmen, so Sommer, beträfen die BürgerInnen nicht mehr nur durch personalisierte Werbung. Mittlerweile könnten die „in Software gegossenen Vorurteile erhebliche Einschränkungen bedeuten.“
Das Thema Datenschutz sei nicht zuletzt dank der Enthüllungen Edward Snowdens sehr präsent. Imke Sommer ist deshalb optimistisch, dass das Bewusstsein steigt und strukturelle „Big Data“-Sammlungen schwieriger werden. Einer Studie des Deutschen Instituts für Sicherheit im Internet (DIVSI) zufolge schärft sich das Bewusstsein der NutzerInnen tatsächlich. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Gewohnheiten ändern. Deshalb sei es laut Sommer umso wichtiger, alle Eingriffe zu melden – ob Werbemails, Videokameras oder aufgezeichnete Telefonate. KFZ