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Archiv-Artikel

DORIS AKRAP LEUCHTEN DER MENSCHHEIT Puma, Pater und die Schlüsselfrage

Anselm Grün und Jochen Zeitz sagen Beruhigendes: Für eine nachhaltige Wirtschaft ist keine Ökodiktatur erforderlich, sondern lediglich eine Veränderung des Bewusstseins. Auf der Frankfurter Buchmesse sprachen der Pater und der Puma-Vorstandsvorsitzende über ihr kürzlich erschienenes Buch „Gott, Geld und Gewissen – Mönch und Manager im Gespräch“ (Vier Türme Verlag, 2010). Das von Zeitz für das Unternehmen Puma entwickelte, windelweiche „4keys“-Wertesystem – fair, ehrlich, positiv und kreativ – passt ja auch hervorragend zu dem von Pater Anselm runtergerockten christlichen 3keys-Wertesystem: Glaube, Liebe und Hoffnung. Der Benediktinerpater, der 300 Bücher mit einer Gesamtauflage von etwa 15 Millionen vorzuweisen hat, wartete mit dem an Banalität nicht zu übertreffenden Rat auf, dass der Unternehmer an sein „Produkt glauben“ und den „Arbeiter liebhaben“ muss: Dann werde es ihm und seinen Beschäftigten gutgehen.

Das bewusstseinsverändernde Puma-Pater-Key-Konzept weist in der Praxis freilich noch Mängel auf. Puma lässt seine Näherinnen in China oder El Salvador für Hungerlöhne arbeiten und schweigt zu deren miserablen Arbeitsbedingungen in den Fabriken. In Frankfurt erläuterte Zeitz, dass nachhaltiges Wirtschaften aber eben auch bedeute, sich rechtzeitig aus Ländern wie Korea wieder zurückzuziehen. Mit der dortigen Puma-Produktion habe das Unternehmen nämlich eine Anschubfinanzierung für einen besseren gesellschaftlichen Standard geleistet. Sprich, die Menschen dort können jetzt ganz fair, ehrlich, positiv und kreativ ihr Elend gestalten – da müssen sie einfach nur ganz feste dran glauben und sich alle liebhaben, dann wird alles gut. Derartige Vorstellungen von „fair“ haben indes mehr mit Ausbeutung und Almosen zu tun, als mit Nachhaltigkeit.

Die Autorin ist Kulturredakteurin der taz Foto: privat