: Abbau unter Indianern
Der Verlagsgruppe Handelsblatt drohen umfangreiche Stellenstreichungen und Umstrukturierungen
Intern wird von einem „Blutbad“ gesprochen, doch auch wenn heute bei der Betriebsversammlung der Verlagsgruppe Handelsblatt (VHB) in Düsseldorf nur symbolisch Köpfe rollen werden: Die Streichungen und Umstrukturierungen, die der Untergruppe des Holtzbrinck-Verlags drohen, sind hart. Aller Voraussicht nach werden die neuen Geschäftsführer Laurence Mehl und Tobias Schulze-Isenbeck einen Personalbbau von 10 bis 15 Prozent in Verlag und Redaktionen verkünden. Bis zu 130 MitarbeiterInnen sollen das Unternehmen verlassen, heißt es in einem internen Schreiben des Gesamtbetriebsrats. Zur VHB gehören neben dem Handelsblatt und der Wirtschaftswoche auch die Lifestyle-Magazine whynot und fivetonine.
Beschlossen sind offenbar auch Umstrukturierungsmaßnahmen wie die Ausgliederung der IT-Abteilung sowie die Zusammenlegung der Dokumentationen von Handelsblatt und Wirtschaftswoche. Außerdem soll die bislang separate Online-Abteilung wieder zur Printredaktion des Handelsblatts stoßen. Und sogar die „Schließung der Unternehmenskommunikation“ gilt als beschlossen.
Der Maßnahmenkatalog, auf den sich Aufsichtsrat und Geschäftsführung vergangene Woche geeinigt haben, ist Teil einer Kostensenkungsrunde, an deren Ende mindestens 6 Millionen Euro eingespart und die Umsatzrenditen wieder zweistellig sein sollen. Davon ist man momentan offensichtlich weit entfernt – nur das Auslandsgeschäft und der Fachverlag sollen die VHB-Bilanz vor tiefroten Zahlen bewahrt haben.
Nach außen war bislang freilich nichts von Krise zu hören – aber wohl auch nicht nach innen. Jedenfalls zeigt sich der Betriebsrat „empört“ über das Streich- und Umstrukturier-Paket: Ihm bzw. den Mitarbeitern sei „in der Vergangenheit mit Zahlen über sogenannte ‚Reichweitensteigerungen‘ offenbar ein unzutreffendes Bild von der wirtschaftlichen Situation der Verlagsgruppe vermittelt worden“, heißt es in dem Schreiben an die VHB-MitarbeiterInnen. In der letzten Media-Analyse verzeichnete das Handelsblatt einen leichten Zuwachs in der Reichweite von 10.000 auf insgesamt 510.000 LeserInnen.
In dem Brief wirft der Betriebsrat der Geschäftsführung außerdem vor, die wirtschaftliche Misere teilweise selbst verschuldet zu haben: In der Vergangenheit habe man mehrfach „organisatorischen Wildwuchs“ und „Mängel am Führungsverhalten im Management“ kritisiert. Durch den angekündigten Personalabbau werde aber nicht das Führungsproblem angegangen: „Die Anzahl der ‚Indianer‘ [wird] immer weiter reduziert, wohingegen die Zahl der ‚Häuptlinge‘ unverändert bleibt.“ HANNAH PILARCZYK