Kiels neuer Kopf heißt Kämpfer

WAHL SPD-Mann und Umweltstaatssekretär folgt der „Zeit“-Journalistin Gaschke im Amt, die über einen umstrittenen Steuerdeal gestrauchelt war

KIEL dpa, taz | Kiel hat einen Oberbürgermeister: Der SPD-Politiker Ulf Kämpfer wird voraussichtlich kurz vor Ostern in einer Sondersitzung der Ratsversammlung vereidigt. Der 41 Jahre alte Jurist hat sich am Sonntagabend bei der Oberbürgermeisterwahl in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt deutlich gegen zwei Konkurrenten durchgesetzt.

Kämpfer kam laut vorläufigem Endergebnis auf 63,12 Prozent. Der CDU-Kandidat Stefan Kruber erzielte 28,32 Prozent, der Einzelbewerber Detlef Hackethal 8,54 Prozent.

Am Montag nahm der noch amtierende Umweltstaatssekretär Kämpfer nach einem Urlaub für den Wahlkampf jedoch erst einmal seine Arbeit im Umweltministerium wieder auf. Sein Wahlsieg am Sonntagabend zeichnete sich bereits nach der Auszählung eines kleinen Teils der insgesamt 107 Wahlbezirke ab – zu groß war der Vorsprung des auch von Grünen und SSW unterstützten Kandidaten.

Kämpfer sprach nach der Wahl von einem „großen Vertrauensvorschuss“. „Das ist großartig, das ehrt mich, aber das ist auch eine große Verantwortung“, sagte er. Sein Ziel sei nun „ein Aufbruch für Kiel“. Im Rat hat er es künftig mit einer Kooperation aus SPD, Grünen und SSW zu.

„Das ist ein großartiger Erfolg“, sagte SPD-Landeschef Ralf Stegner. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) erklärte, „das Ergebnis war in der Stadt spürbar. Das konnten Sie an jedem Stand sehen.“ Der unterlegene CDU-Kandidat Kruber sagte, „das Ergebnis ist schon enttäuschend“. Er habe sich natürlich etwas mehr erhofft.

Kämpfers Wahl war nötig, weil dessen Vorgängerin, die frühere Zeit-Journalistin Susanne Gaschke, Ende Oktober 2013 wegen ihres umstrittenen Vorgehens in einem Steuerdeal mit einem Augenarzt zurückgetreten war. Sie hatte ihm per Eilentscheid vorbei an der Ratsversammlung Zinsen und Säumniszuschläge in Höhe von 3,7 Millionen Euro erlassen, damit er 4,1 Millionen an Gewerbesteuern abstottert. Aus Sicht der Kommunalaufsicht war der Deal rechtswidrig, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue.