: Der, dem die Frauen nachlaufen
EM-QUALIFIKATION Nach dem 3:0 gegen Aserbaidschan wähnen sich Österreichs Fußballer auf einem guten Weg – und die Funktionäre freunden sich sogar mit dem zwiespältigen Marko Arnautovic an
WIEN/BREMEN taz | 3:0 gegen Aserbaidschan, der zweite Sieg im zweiten EM-Qualifikationsspiel. Am Dienstag treten Österreichs Fußballer in Brüssel an, und sollte man auch gegen Belgien bestehen, erhält die deutsche Nationalelf unverhofft einen weiteren Rivalen um den Sieg in der Gruppe A. Schon jetzt fiebern die Austria-Fans dem 3. Juni des kommenden Jahres entgegen. Dann kommt ihr Lieblingsgegner in den Wiener Prater.
Man wähnt sich auf dem richtigen Weg in Österreich. Dass seit Jahren in die Nachwuchsarbeit investiert wurde, scheint sich nun auszuzahlen. „Wir waren schon viel besser als vor einem Monat in Salzburg gegen Kasachstan. Man hat bei jedem Spieler von der ersten bis zur letzten Minute die Leidenschaft gesehen“, stellte Stefan Maierhofer fest, die 2,02 Meter große Leihgabe des MSV Duisburg. Der Sturmhüne ist nicht der einzige in Deutschland beschäftigte Profi. Gegen Aserbaidschan setzte Trainer Dietmar Constantini außerdem auf Marko Arnautovic, Sebastian Prödl (beide Werder Bremen), Martin Harnik (VfB Stuttgart) und Christian Fuchs (FSV Mainz). Von den Bundesliga-Profis fehlte verletzt nur Emanuel Pogatetz (Hannover 96).
Aus diesem Sextett sticht Arnautovic hervor, der zweimal traf zum 3:0 gegen die von Berti Vogts trainierten Aserbaidschaner. Es war erst das sechste Länderspiel für den 21-Jährigen, weil Teamchef Dietmar Constantini auf seinen potenziellen Überflieger anderthalb Jahre lang verzichtete. Dessen Unreife kam ihm lange suspekt vor, nun aber hat er sich mit dem Sorgenkind versöhnt: „Marko ist vielleicht nicht so wie jeder andere, aber menschlich ist er in Ordnung.“
Eingeleitet hatte die Versöhnung im März Andreas Herzog. „Es gab einen Krankl, einen Herzog, einen Polster, einen Prohaska“, sagte Österreichs Rekordnationalspieler in seiner Eigenschaft als Nachwuchstrainer des Österreichischen Fußball-Verbands ÖFB, „aber Arnautovic stellt sie alle in den Schatten, wenn er sein Potenzial abruft. Das ist der mit Abstand beste Fußballer, der in den letzten 30 Jahren auf dem Fußballplatz herumgelaufen ist.“
Aber der Hochbegabte spaltet die österreichische Öffentlichkeit. Seine „Schupferl“ und „Ferserl“, seine Lupfer und Hackentricks, werden ausgiebig belobigt. „Ein fantastisches Comeback für mich“, flötete Arnautovic nun nach seinen beiden Treffern. Ein Reizthema bleibt er. Erst im Sommer während des Werder-Trainingslagers in der Steiermark lästerte der Kraftprotz mit dem strammen Schuss und der feinen Technik, dass er als Sohn eines Serben doch lieber für die serbische Nationalmannschaft auflaufen würde. Nun plauderte er im Wiener Mannschaftshotel davon, dass er noch keine Freundin in der neuen Wahlheimat Bremen gefunden habe, weil: „Die Frauen laufen mir eh nach.“
Klar wird bei solchen Aussagen, warum ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner ein zwiespältiges Urteil über Arnautovic fällt: „Fußballerisch genial, im sozialen Umgang nicht einfach.“ Aserbaidschans Nationaltrainer Vogts versteht die ganze Aufregung ohnehin nicht: „Warum hat man ein Problem mit Marko Arnautovic? Man müsste doch froh sein, wenn man solche Talente hat. Solchen Spielern muss man auch ihren eigenen Willen lassen. Mit ihm ist Österreich um einiges stärker.“ FRANK HELLMANN