: Vom eigenen Raum lernen
Im Projekt „Learning From Your Stadtraum“ versucht die Gruppe „Offene Kartierung“ der Instrumentalisierung neuer Technologien zur Kontrolle und Vermessbarkeit des Körpers entgegenzuwirken
Seit einiger Zeit setzt sich die Hamburger Gruppe „Offene Kartierung“ mit Praxen, Aussagen und Bedeutungen von Karten und deren Erstellung als Medium für Wahrnehmung, Benutzung und Veränderung von urbanen Räumen auseinander. Zentrales Ziel dabei ist die Sammlung und Veröffentlichung von frei verfügbaren Geodaten und deren Nutzung für die Anfertigung von Karten sowie die Vermittlung der eigenen Auseinandersetzung und der dabei angeeigneten Techniken. Auf diese Weise versucht die Gruppe, der Instrumentalisierung neuer Technologien zur Kontrolle, Erfassung und Messbarkeit des Körpers entgegenzuwirken. Denn diese Technologien konfrontieren die NutzerInnen auf der einen Seite mit einem Interface. Auf der anderen Seite ermöglichen sie eine interaktive Praxis, die etwas über die Eigenbewegung des Körpers aussagt. So ermöglichen sie neuartige Beziehungen zwischen Bild und Gedächtnis, Körper und Raum.
Im Rahmen der Ausstellung „Invasionen“ – die sich mit der Prothetisierung und dem Lauschangriff auf den Körper beschäftigt – richtet die Gruppe den Fokus nun auf deren Kontext, die Große Bergstraße in Altona. Bei thematisch vorbereiteten Touren werden GPS-Empfänger eingesetzt, in die Nutzung der Technologie eingeführt und anhand eines exemplarisch ausgewählten Stadtraums eigenes Kartenmaterial erstellt.
Am Dienstag und Mittwoch führt die Freelance-Hackerin Jo Walsh in Konzepte und Projekte öffentlicher Geodaten und in Open-Source-Mapping-Tools ein. Der Wiener Publizist Andreas Exner bietet in Abgleich mit Prozessen in Detroit am nächsten Samstag eine Reflexionsebene für das räumliche Bezugsfeld, dem sich vier verschiedene thematische Rundgänge widmen. Die Tour „Utopia“ soll finden, was noch nicht existiert, „Auf‘s Dach steigen“ möchte Räume und Identitäten, die sich dem Alltagsblick entziehen, sichtbar machen, „From you to freedom“ widmet sich der Wechselwirkung von Fremdüberwachung und Selbstdisziplin und „The first Stadtteil to fall“ den Entwicklungsmöglichkeiten der Großen Bergstraße unter postfordistischen Bedingungen.
Am 5.10. werden die Tourergebnisse vorgestellt und ein vorläufiges Fazit gezogen.ROBERT MATTHIES
bis 5.10., Forum Altona, Große Bergstraße; Programm unter www.offene-kartierung.de