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Archiv-Artikel

Mitleidslose normale Mehrheit

betr.: „Armes Deutschland“

Die Autoren unterliegen einem Irrtum, weil sie „unseren“ Umgang mit den Armen nur als Gerechtigkeitsfrage und Solidaritätsakt des politisch handelnden Menschen sehen wollen. Ich habe drei Jahre lang als Randständiger (Obdachloser) auf Hamburgs Straßen verbracht. Ich war sensibel und psychisch angeknackst und habe am schlimmsten unter dem fehlenden Mitleid und der nicht vorhandenen Anteilnahme des mitleidslosen normalen Mehrheit gelitten. Beiden Autoren sei empfohlen, öfter „genau hinzusehen“, die Armenküchen, den Mitternachtsbus, das Pik As; das Landessozialamt und die weiteren Einrichtungen für Hilfsbedürftige in Hamburg aufzusuchen. Die Autoren würden dann wohl eher verstehen, wie dringend die betroffenen Armen Mitgefühl und auch Geld brauchen. Der Euro, der einem Randständigen (Penner) hingegeben wird, oder die paar Worte, die mit ihm gesprochen werden, lindern die Not besser als die von den Autoren empfohlene Mitleidsverweigerungshaltung. Name ist der Redaktion bekannt

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