: OFF-KINO
LARS PENNING
In einem Interview, das ich kürzlich mit Volker Koepp führen konnte, hat der Dokumentarfilmer seine Art, Filme zu machen, an einer Stelle sehr schön charakterisiert: „Das ist ein gewisser Schwebezustand, wie früher, wenn man in einen Zug gestiegen ist, und man unterhielt sich. Da war man dann irgendwo losgefahren, aber noch nicht da, wo man hinwollte, und dazwischen ist es dann leichter, miteinander zu reden, weil man sich ja gleich wieder entfernt. Und so war es eigentlich all die Jahre beim Drehen auch: Dass man Menschen ein winziges Stück ihres Lebens begleitet, manche, die man nie wieder sieht, manche aber auch, wo man sofort sagt, ich komme noch einmal wieder vorbei.“ Koepp ist in seiner unaufdringlichen Art immer gern noch einmal wieder vorbeigekommen, um Menschen in ihren Landschaften zu beobachten; so gibt es in seinem jüngsten Film „In Sarmatien“ unter anderem auch ein Wiedersehen mit Felix Zuckermann aus dem ukrainischen Czernowitz, dem Sohn der mittlerweile verstorbenen Protagonistin aus „Herr Zwilling und Frau Zuckermann“ (1999). Seinerzeit hatte Koepp die Geschichte jüdischen Lebens in der Bukowina beleuchtet, seinen Film aber auch fest in der damaligen Gegenwart verankert: Er hat seine Protagonisten – die optimistische Frau Zuckermann und den stets deprimierten Herrn Zwilling („ein Pessimist, der fast immer Recht behält“, wie er sich selbst charakterisiert) – von den Lebensbedingungen berichten lassen und von Hoffnungen für die Zukunft. Und die, so lautet das Fazit von „In Sarmatien“ fünfzehn Jahre später, haben sich fast alle zerschlagen. Das Kino Krokodil zeigt in der kommenden Woche beide Filme, das zusätzlich auch den Kurzfilm „Grüße aus Sarmatien“ (1972) im Programm hat, Koepps erste filmische Beschäftigung mit der Gegend zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, ein kurzes Porträt des Dichters Johannes Bobrowski. („Grüße aus Sarmatien“ 30. 3.; „Herr Zwilling und Frau Zuckermann“ 30. 3.; „In Sarmatien“ 27. 3. bis 2. 4. Kino Krokodil; „In Sarmatien“ läuft ebenfalls in den Kinos Eiszeit 2, Hackesche Höfe 5, Tilsiter Lichtspiele, jeweils vom 27. 3. – 2. 4.)
Mit dem fatalistischen Film noir „The Killers“ (1946) eröffnet das Zeughauskino am kommenden Dienstag eine Retrospektive des Gesamtwerks des Regisseurs, Autors und Produzenten Robert Siodmak, das von seinem Berlinklassiker „Menschen am Sonntag“ (1929) bis zu Karl-May-Verfilmungen in den 1960er Jahren reicht und seinen Höhepunkt im Film noir der 1940er Jahre fand: düstere, verworrene und oftmals in mehreren Rückblenden erzählte Geschichten, deren zerrissene Helden sich in einer von tiefen Schatten geprägten Welt nicht mehr zurechtfinden. („The Killers“ (OmU) 1. 4.; „Menschen am Sonntag“ 2. 4. Zeughauskino)