: Schalker Mixer kreiselt weiter
Der FC Schalke 04 gewinnt trotz schwelender „Petz-Affäre“ 2:0 gegen Wolfsburg. Während Trainer Slomka penetrant von Normalität spricht, ertönt von den Tribünen der Ruf nach Christoph Daum
AUS GELSENKIRCHENDANIEL THEWELEIT
Schon vor dem Anpfiff der Partie zwischen Schalke 04 und dem VfL Wolfsburg hatte sich ein Schatten über die Gelsenkirchener Arena gelegt. Als die Mannschaften vorgestellt wurden, brüllten die Schalker Fans den Namen des Ersatzspielers Gerald Asamoah demonstrativ laut. Wenige Sekunden später erschien dann das Gesicht von Trainer Mirko Slomka auf dem Videowürfel, woraufhin Teile des Publikums pfiffen. Vereinzelt waren gar „Christoph-Daum“-Rufe zu vernehmen. Mirko Slomka hat sich keinen Gefallen getan mit der öffentlich aufgeführten Fehde, die er da mit Asamoah, dem dienstältesten Spieler und Liebling der Fans, ausgetragen hatte. Und auch nach dem mühsamen 2:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg und einem vorderen Tabellenplatz in der Bundesliga ist längst noch keine Ruhe eingekehrt auf Schalke.
Slomka behauptete gegenüber Journalisten zwar, „bei uns ist seit drei Tagen alles wieder völlig normal. Sie sind es doch, bei denen noch kein Alltag eingekehrt ist“. Doch das stimmte so nicht. S04-Manager Andreas Müller hatte noch am Tag vor der Partie mit einer ausführlichen Stellungnahme auf der Homepage des Klubs neuen Staub aufgewirbelt. Müller wird vorgeworfen, dass er den Konflikt zwischen Slomka und Gerald Asamoah, der seinen Trainer in einem Kabinengespräch mit Halil Altintop gedroht haben soll, öffentlich gemacht hatte. Branchenüblich wäre gewesen, dass man einem Spieler, der nach einer Undiszipliniertheit für ein Spiel aus dem Kader gestrichen wird, einfach irgendwelche muskulären Probleme attestiert. Keiner hätte Fragen gestellt, den Wirbel der vergangenen Woche hätte es nie gegeben.
Müller, der die Details der „Petz-Affäre“ (taz berichtete) ohne Not bekannt gemacht hatte, wollte seinen Fehler jedoch immer noch nicht einsehen. „Es gab keinen Grund, dies nicht öffentlich zu machen“, sagte er, um gleichzeitig zu verkünden, „da sind Dinge behauptet worden, die einfach nicht der Wahrheit entsprechen, es wurden viele Details kolportiert und wie in einem Mixer – teilweise bewusst, teilweise aus mangelnder Sorgfalt – zusammengerührt.“
Schalke 04 leidet weiterhin unter einem massiven Kommunikationsproblem. Der Manager und der Trainer sind angeschlagen – und ein Ersatzspieler steht als Gewinner der unschönen Affäre da. Asamoah wurde nach 77 Minuten unter donnerndem Applaus eingewechselt, bereitete Lincolns 2:0 in der 89. Minute vor und war hernach der gefeierte Mann. Strahlend stand er da und sagte, „ich will nicht mehr böse sein“. Man habe gesehen, „dass die ganze Mannschaft unter der Geschichte gelitten hat“. Und in Richtung Müller erklärte der Stürmer: „Die ganze Sache wurde unterschätzt.“
Kein Wunder, dass der angeschlagene Slomka in dieser Situation dem Drang nach ein wenig Eigenlob nachgab. Er freute sich über die gelungene Systemumstellung zur Halbzeit. Mittelfeldspieler Mesut Özil kam für Stürmer Peter Lövenkrands, woraufhin das Schalker Spiel an Esprit gewann. „Es ist schön, dass die Mannschaft umgesetzt hat, was der Trainer ihr in der Halbzeit aufgetragen hat“, sagte er. Viele klare Chancen erspielte Schalke sich aber nicht. Kevin Kuranyis 1:0 resultierte aus einem Freistoß (57. Minute) und hätte Cedric Makiadi in der 76. Minute statt den Pfosten ins Tor getroffen, hätte das Schalker Chaos wohl noch einmal eine neue Dimensionen erreicht.
Das kann nun in der kommenden Woche passieren. Denn wenn am Donnerstag im französischen Nancy (Hinspiel: 1:0 für den FC Schalke) der finanziell fest einkalkulierte Einzug in die UEFA-Cup-Gruppenphase misslingt und die Partie am Sonntag in Leverkusen verloren geht, wird Schalkes „Mixer“ (Müller) wohl munter weiter kreiseln.