: SOUNDTRACK
Twittern ist nun wirklich nicht sein Ding: Unverständlich ist Neil Hannon die gedankenlose und oberflächliche Masse an uninteressanten, unverarbeiteten, unsortierten und unförmigen Informationen – mit Kunst jedenfalls habe das nichts zu tun. Da liest der 40-Jährige lieber ganz traditionelle Medien: Bücher. Ob er 1989 als junger Pop-Spund tatsächlich Dante Alighieris Versepos durchgearbeitet hat, als er seine Band The Divine Comedy nach dessen „Göttlicher Komödie“ benannt hat, oder den Band nur im elterlichen Buchregal gesehen hat, ist zwar nicht bekannt. Literarische Referenzen und Einflüsse verarbeitet das einzige konstante Mitglied der nordirischen Kammerpopper aber nachgewiesenermaßen mit Vorliebe in seinen Songs. Schon „Bernice Bobs Her Hair“ auf seinem zweiten Album „Liberation“ bezieht sich 1993 auf eine Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald, „Three Sisters“ baut auf Anton Tschechows gleichnamigen Drama auf, „Lucy“ setzt drei Gedichte William Wordsworths in Musik um. Dabei kann Hannon nach Selbstauskunft eigentlich über alles Erdenkliche einen Song schreiben: über die Bankenkrise, über Britpop, über rufschädigende Sex-Praktiken oder Prostitution im 2. Weltkrieg – inspiriert allerdings von den Kriegstagebüchern des britischen Schriftstellers Norman Lewis. „Bang Goes The Knighthood“ heißt das 10. Studioalbum von „The Divine Comedy“, das derlei thematisch Disparates bearbeitet, ohne schlicht willkürlich zu wirken. Obwohl es dabei auch musikalisch die denkbar am weitesten auseinander liegenden Fäden zusammenspinnt: hier ein bisschen Musical, dort ein bisschen Tanztee aus den 40ern, mal ein wenig Vaudeville, dann wieder einfach Gitarrenpop. Di, 19. 10., 20 Uhr, Stage Club, Stresemannstraße 163 MATT