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Archiv-Artikel

Schon wieder Genreis im Supermarkt

Neuer Fund von illegalem Reis im Handel. Umweltschützer kritisieren Behörden und fordern Importverbot

Berlin taz ■ Erneut ist in einem Supermarkt nicht zugelassener Genreis gefunden worden. Wie das Hamburger Reis-Unternehmen Euryza mitteilte, handelt es sich bei der kontaminierten Ware um das Produkt „Oryza Ideal Reis 1000 g“. Das Freiburger Gesundheitsamt hatte darin Spuren der nicht zugelassenen Sorte LL602 des Bayer-Konzerns entdeckt, der in einem Markt in Tuttlingen verkauft wurde. Der beanstandete Reis sei inzwischen aus den Geschäften entfernt worden, hieß es.

In Baden-Würtemberg ist das jetzt schon der zweite Gentech-Fund. Zuvor schon war auch in Niedersachen, in Hamburg und in Rheinland-Pfalz kontaminierte Ware entdeckt worden. „Seit Mitte August ist jetzt schon bekannt, dass mit LL601 verunreinigter Langkorn-Reis in die EU importiert worden ist“, erklärte Ulrike Brendel von Greenpeace. Noch immer werde verunreinigte Ware in den Supermärkten gefunden. Für Brendel zeigen die wiederholten Funde, dass die „Behörden und die Industrie das Problem überhaupt nicht im Griff haben“. Greenpeace fordert daher einen europaweiten Importstopp für Langkorn-Reis aus den USA.

Unklar ist bislang, welche gesundheitliche Gefährdung von dem Genreis ausgeht. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hält den LL601-Reis für unbedenklich. Gleichzeitig räumt sie ein, dass die vorliegenden Daten über LL601 nicht ausreichen würden, um überhaupt eine Risikoabschätzung vornehmen zu können. Unbekannt ist ebenfalls, wie viel Reis aus den USA mit LL601 verunreinigt worden ist. Bislang wurde der nicht zugelassene Reis in 33 von 162 nachgewiesen, teilte die EU Kommission mit. Der Genreis, der gegen das Bayer-Pflanzengift Liberty Link (LL) resistent ist, hat sich wahrscheinlich bei Anbauversuchen in den Jahren 1999 bis 2001 im US-Bundesstaat Louisiana mit kommerziell vertriebenem Reis-Saatgut vermischt. Da die Lebensmittelbehörden Reisproben lange nicht auf LL601 untersucht haben, blieben die Gentech-Verunreinigungen jahrelang unentdeckt. Zudem verfügen die Untersuchungsbehörden nicht über Nachweismethoden für Forschungsreis.

Bis heute gebe es „keine einheitliche Methode“, wie die Proben etwa bei größeren Schiffsladungen entnommen werden sollten, kritisiert Brendel. So wurden im August in Rotterdam Reisimporte aus den USA fälschlicherweise als „gentechnikfrei“ freigegeben. Wer halbwegs sicher gehen möchte, gentechnikfreien Reis auf den Tisch zu bekommen, sollte am besten auf Langkornreis aus den USA ganz verzichten oder im Bioladen einkaufen. Klar ist aber auch: eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. WOLFGANG LÖHR