: Tage mit Mama sind Tage im Nebel
Die Umweltbelastung für den Nachwuchs ist erfreulich gesunken – außer für die Kinder von Rauchern
BERLIN taz ■ Die Belastung von Kindern durch Passivrauchen hat in den vergangenen Jahren kräftig zugenommen. Das ergab der „Kinder-Umwelt-Survey“ des Umweltbundesamts, der Teil des Kinder und Jugend Gesundheitssurveys ist. Untersucht wurde die Umweltbelastung von Kindern zwischen 3 und 14 Jahren. Ergebnis: Etwa die Hälfte aller Kinder in Deutschland wohnen mit mindestens einem Raucher zusammen. Zwar lebten bei einer ähnlichen Untersuchung vor 16 Jahren fast genauso viele Kinder in einem Raucherhaushalt, damals war ihre gesundheitliche Belastung jedoch deutlich geringer. Die Studie zeigt: Während der Anteil von Cotinin, dem im Körper angereicherten Gift, im Urin eines Raucherkinds im Jahr 1990 noch bei 15 Prozent lag, liegt er heute bei 27 Prozent. „Das wirkt sich dramatisch auf die Gesundheit der Kinder aus“, sagt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum der taz. „Kinder aus Raucherhaushalten leiden deutlich öfter an Atemwegserkrankungen.“
Auch Marike Kolossa-Gehring vom Umweltbundesamt spricht von einer „sehr unguten Entwicklung“. Die höhere Belastung der Kinder erkläre sich wohl dadurch, dass immer mehr Mütter rauchen. Und weil die Kinder im Alltag vor allem mit ihren Müttern zusammen seien, schade deren Rauchverhalten ihnen mehr. Pötschke-Langer bestätigt das: „Die Raucheranteile bei Frauen sind im Verlauf der Neunzigerjahre außerordentlich stark angestiegen.“
Die Untersuchung des Umweltbundesamts ergibt auch, dass die Belastung von Kindern durch Blei und Quecksilber seit 1990 stark abgenommen hat. „Wir sind da mit unserer Umweltpolitik gut gefahren“, sagte Kolossa-Gehring. Sie schreibt die geringere Belastung der Kinder durch diese Schwermetalle vor allem dem Verzicht auf Amalganfüllungen und dem höheren Gebrauch von bleifreiem Benzin und bleifreien Wasserleitungen zu.
Überrascht haben die Ergebnisse zur Auswirkung des Umwelteinflusses Lärm auf die Gesundheit der Kinder: Die Hörfähigkeit ist bei Jungen im Alter von 8 bis 14 Jahren deutlich öfter eingeschränkt als bei Mädchen. Eine Erklärung dafür hat man beim Umweltbundesamt noch nicht. SOPHIE HAARHAUS