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Archiv-Artikel

Johanna Voss, bald Bundestagsabgeordnete Eine Idealistin mit Mandat

Johanna Voß

■ die 53-Jährige ist zweifache Mutter, hat daheim im Wendland Schafe und sitzt ab November im Bundestag. Foto: privat

Sanft und fröhlich, voller Idealismus: Wie Johanna Voß spricht, passt auf den ersten Blick gar nicht dazu, wie sie schreibt. Ihre Wahlkampfvorstellung auf der Website ihres wendländischen Linksparteiverbandes ist geprägt von Forderungen, und etwa jeder dritter Satz endet mit einem Ausrufezeichen: gegen Atomkraft und „Gendreck“, für die Verbindung von Ökonomie.

Aber so klingt vielleicht jemand, der seine Ideale durchsetzen will und für den Politik bisher vor allem Demos, Projekte und lokale Initiativen waren. Ab 1. November sitzt Voß für die Linke im Bundestag. Sie rückt nach für den niedersächsischen Abgeordneten Herbert Schui, 70, der aus Altersgründen sein Mandat niederlegt. Sie vertritt dann den Bundestagswahlkreis 38, Lüchow-Dannenberg-Lüneburg.

Man sieht ihre Augen förmlich leuchten, wenn die 53-Jährige von dem erzählt, was sie antreibt: Ihr Leben, das sind vor allem Einsätze bei Projekten in Tansania, Nicaragua, Ghana, Weißrussland. Aber auch in Deutschland: Die Sozialpädagogin lebte auf einer Landkommune bei Hildesheim, arbeitete bei alternativen Jugendhilfeprojekten, der Obdachlosenhilfe. Auch in der Landwirtschaft hat sie gelernt: auf dem Hof von Heinrich Pothmer, dem Kopf der bäuerlichen Anti-AKW-Bewegung.

Seit 15 Jahren ist sie im Wendland zuhause, in der Fünf-Straßen-Siedlung Simander, etwas mehr als 13 Kilometer von Lüchow entfernt.

Als sich Mitte 2007 Die Linke gründete, entdeckt Voß, dass erstmals eine Partei auch ihre drei großen Themen auf der Agenda hat: Pazifismus, soziale Gerechtigkeit und das sofortige Aus für die Atomkraft. Ein guter Freund sei eingetreten, erzählt sie, und da habe sie gedacht: „Wenn der so mutig ist, dann kann ich das auch.“ Sie kam in den Landesvorstand, bei der Bundestagswahl 2009 stand sie auf Landeslistenplatz sieben – das reichte nicht.

Als Nachrückerin will sie eine „laute Stimme für den Widerstand“ sein. Schuis Posten im Wirtschaftsausschuss zu übernehmen gebe ihr die Möglichkeit „das Übel bei den Hörnern zu packen“, sagt sie. Vor allem wolle sie auch künftig „sagen, was ist“. DANIEL KUMMETZ