: Deutsch-polnisches Pingpong
betr.: „Polnisches Tauwetter in Berlin“, taz vom 25. 9. 06
Hundertfünfzig Gäste, Musik, Film und eine ungewöhnlich freundschaftliche, offene Atmosphäre: So lässt sich der an Nachbarn und Nachbarinnen, Einwohner und Einwohnerinnen des Bezirks Pankow gerichtete „Tag der offenen Tür“ vom vergangenen Sonnabend im Sitz der Polnischen Akademie der Wissenschaften zusammenfassen. Der Sinn eines solchen Treffens lag fernab von politischen Diskussionen und Spannungen, an die uns das deutsch-polnische nervöse und häufig tendenziöse Pingpong in den Medien und der Politik in der letzten Zeit gewöhnt hatte.
Was jedoch hat der Pankower und zugleich taz-Redakteur Uwe Rada davon verstanden? Der Kern des Textes bleibt der alten journalistischen Konvention verhaftet, der zufolge ein Text ohne die Schaffung von Gegensätzen, gut – schlecht, Freund – Feind, kein guter ist. Das ist bequem, einfach und passt zu dem seit Monaten von einigen deutschen Journalisten geformten Bild der polnischen Wirklichkeit.
Der ganze Sinn des von vielen Personen, auch aus dem Regierungsumfeld, mit viel Engagement geschaffenen Zentrums für Historische Forschung Berlin (Centrum Badan’ Historycznych) besteht jedoch gerade nicht darin, gegen „jemanden oder etwas“ zu kämpfen, sondern ein positives Antidotum jenseits eines kurzweiligen, publizistischen und sehr oberflächlichen Bildes vom Nachbarn zu schaffen. Die Idee des Zentrums liegt dabei weder in der Mission, „zu belehren, wie die Geschichte wirklich gewesen ist“, noch im Kampf mit irgendwelchen politischen Tendenzen. Wir wollen dank der wissenschaftlichen Kompetenz und des Engagements eines jungen Teams von Wissenschaftlern die Geschichte wieder zum Subjekt machen, und zwar als Wissenschaft, in einem Meer von publizistischer Inkompetenz und mangelndem Feingefühl.
Die von Uwe Rada geschaffene Wirklichkeit schreibt leider die dominante Tendenz fort, in dem sie eine naive Bewertung der polnischen Wirklichkeit wiederholt. In diesem Sinne stellt er ungewollt ein Äquivalent der gerne und viel kritisierten polnischen „nationalistischen Presse“ dar. ROBERT TRABAGründungsdirektor des Zentrums für Historische ForschungBerlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften