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Archiv-Artikel

Ein Reihenhaus zur Rechten

Die NPD versucht, im Bremer Westen Fuß zu fassen. Derzeit sucht sie nach einem Haus für ihre Parteiversammlungen

Die zeitliche wie räumliche Nähe ist wohl kein Zufall. Am 4. November will die NPD erstmals in Bremen demonstrieren – mitten durch das von vielen MigrantInnen bewohnte Lindenhofquartier, vorbei am jüdischen Altenheim und der Moschee. Zugleich sucht die NPD eine Bleibe für ihre Landesgeschäftsstelle, vorzugsweise ein Reihenhaus – im Bremer Westen. Auch ihre Parteiversammlungen will sie dort abhalten. Doch die Solidarität des Stadtteils gegen die NPD ist groß.

„Durch die Spendenzusage älterer NPD-Mitglieder und eines Geschäftsmannes ist es nun möglich, eine Immobilie zu erwerben“, heißt es auf der Homepage der Partei. Mindestens 80 Quadratmeter soll sie haben, maximal 80.000 Euro darf sie kosten. Gezahlt wird bar auf die Hand, verspricht die Partei.

Manch einer denkt dabei an Delmenhorst, wo der bekennende Neonazi Jürgen Rieger Kaufabsichten für das ehemalige „Hotel am Stadtpark“ hegt. Auch bei Hans-Peter Mester (SPD), Ortsamtsleiter für Findorff, Walle und Gröpelingen, wird diese Erinnerung wach. Doch an einen „Abwehrkauf“ denkt er gar nicht erst. „Natürlich wollen wir die hier nicht sehen.“ Aber Hoffnung macht er sich wenig. „Das kriegen wir doch noch nicht mal mit, wenn die hier ein Haus kaufen“, sagt Mester. Und auch rechtlich sei wenig zu machen, es sei denn, die NPD zöge in ein reines Wohngebiet.

60 Mitglieder zählte die NPD 2005 laut Verfassungsschutzbericht, 25 sind seit Januar neu eingetreten, behauptet die Partei auf ihrer Homepage. Jetzt hofft sie offenbar, auch in Bremen von ihrem Auftrieb im Osten profitieren zu können. Gerade eben hat der Bundesvorsitzende der Partei, Udo Voigt, angekündigt, 2008 wolle man in die westlichen Landtage gewählt werden, zunächst in Bayern und Hessen.

Bremen hat Voigt nicht genannt – auch wenn hier im Mai ein neues Parlament gewählt wird. Doch bei der letzten Bürgerschaftswahl trat die NPD erst gar nicht an, Bremen ist traditionell das Hoheitsgebiet der DVU. Bei der Bundestagswahl 2005 reichte es in Bremen nur zu 5.341 Stimmen, was einem Anteil von knapp 1,5 Prozent entspricht. In Bremerhaven waren es zwei Prozent – gegenüber 0,66 Prozent bei der Wahl 1999. Im Bremer Osten gibt es einen eigenen NPD-Ortsverband, im Westen ist dieses Ansinnen gescheitert.

Dennoch: „Die kommen sehr gezielt in den Bremer Westen“, sagt Mester, der hohe Anteil von AusländerInnen lasse die Partei ebenso hoffen wie Vielzahl der Arbeitslosen und Sozialhilfe-EmpfängerInnen. Das Gröpelingen einst als Hochburg der Sozialdemokraten galt, ist für Mester dabei kein Hindernis. „Manchmal ist es von der SPD zur NPD nur ein kleiner Schritt.“

Zumindest für die möglichen Demos der Rechten sieht Mester seinen Stadtteil gut gerüstet. „Da steht der Westen zusammen.“ Ein „breites Bündnis“ aus mehr als 50 Vereinen und Verbänden habe sich zusammengefunden, auch aus Tenever kommt Unterstützung von der dortigen Stadtteilgruppe um Joachim Barloschky. „Es geht zweifellos ein solidarischer Ruck durch das Gröpelinger Gemeinwesen“, sagt Barloschky. jan zier