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Archiv-Artikel

Altona lädt zum Dørby

LOKAL-KLASSIKER Der Fußball-Bundesligist FC St. Pauli gastiert heute auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn zum Freundschaftsspiel gegen den Oberligisten Altona 93

Anfang der 1990er Jahre fanden zahlreiche enttäuschte St. Pauli-Fans beim AFC eine neue Heimat

Dirk Barthel hatte in den vergangenen Tagen viel zu tun. Der erste Vorsitzende des Fußball-Oberligisten Altona 93, kurz AFC, war tatkräftig mit der Organisation des Freundschaftspiels gegen den FC St. Pauli beschäftigt, schließlich möchte man heute Abend (Anstoß ist um 18:30 Uhr) ein guter Gastgeber sein. „Das Spiel ist ein Highlight. Eine tolle Geschichte für die Mannschaft und die Anhänger“, sagt Barthel und man merkt ihm die Vorfreude auf den Klassiker an.

Um dem Spiel die richtige Wertigkeit zu geben, hat sich der Oberligist in Sachen Ankündigung richtig Mühe gegeben. Das Freundschaftsspiel wurde kurzerhand zum „Dørby“ ausgerufen, die ansonsten eher trostlosen Plakate und Eintrittskarten des Vereins wurden für das Spiel überarbeitet. Diese ziert nun ein männlicher Oberarm. Ein Herz mit einem Schwert ist dort eintätowiert. Darunter steht St. Pauli. Allerdings durchgestrichen und durch den Schriftzug Altona 93 ersetzt. Was wie eine Spitze in Richtung des Kiez-Clubs anmutet, ist aber „rein freundschaftlich“ gemeint, wie Barthel betont.

Anfang der 1990er Jahre kehrten zahlreiche St. Pauli-Fans aus Protest gegen die Kommerzialisierung des Profi-Fußballs ihrem Verein den Rücken und fanden beim AFC eine neue Heimat. Die heimliche Liebe zu den einstigen Freibeutern ist jedoch nur in den seltensten Fällen gänzlich erloschen. Heute Abend wollen die Anhänger gemeinsam feiern, so jedenfalls haben sie es in zahlreichen Online-Foren vorweg besprochen.

Etwa 2.000 Zuschauer werden erwartet. Der Vorverkauf lief gut – zumindest auf Seiten der Altonaer. Bei den Gästen gingen dagegen wesentlich weniger Karten über den Schalter. „Die St. Pauli-Fans sind wohl durch die Bundesliga etwas verwöhnt“, mutmaßt Barthel, während er das Stadiongelände abläuft und mit den Augen eines Feldherren vor der Schlacht nochmal alles überprüft. JULIAN KÖNIG