: „Baum ist nicht gleich Baum“
FRIEDWALD Ein Förster informiert über die Bestattung im Wald, die mehr und mehr nachgefragt wird
■ ist Förster und betreut seit 2002 den Friedwald Hasbruch.
taz: Herr Tielking, hätten Sie früher einmal gedacht, dass Sie als Förster Menschen bestatten?
Heino Tielking: Nein, überhaupt nicht. Vor 2002, als es losging, konnte ich es mir auch nicht vorstellen. Mittlerweile habe ich etwa 300 bis 400 Beisetzungen durchgeführt.
Sie setzen auch die Urne bei?
Nur wenn es Berührungsängste bei den Verwandten gibt. Meistens begleiten wir Förster nur die Familie und die Angehörigen.
Warum wollen Menschen im Wald beigesetzt werden?
Oft gibt es keine Angehörigen, die das Grab pflegen können. Trotzdem wollen viele einen Ort als Bezugspunkt. An Geburtstagen kommen sie zum Beispiel in den Wald, manchmal mit Kaffee und Butterkuchen. Picknicken dürfen Sie auf dem Friedhof auch. Machen Sie aber nicht.
Bis zu 99 Jahre wird ein Baum reserviert. Wie alt sind die Bäume im Durchschnitt?
Zwischen 34 und 170 Jahren. Die Bäume sollen natürlich diese Zeit stehen bleiben. Bisher ist noch nichts passiert, sonst würde Ersatz gepflanzt.
Ist im Wald Baum gleich Baum?
Nein, Baum ist nicht gleich Baum. Im normalen Forst nicht und auch im Friedwald nicht. Im Friedwald sind es für mich Bäume mit menschlichen Schicksalen. Es gibt auch Sternschnuppen-Bäume, wo Kinder aus dem Kinderhospiz oder Totgeborene begraben werden. Der Beisetzungsplatz ist dann kostenlos.
Der Friedwald ist auch eine Geschäftslücke, denn die klassischen Friedhöfe sind ja in öffentlichen Händen...
So gewinnträchtig ist das nicht. Aber für die Firma Friedwald ist es sicher auch kein Minusgeschäft. Bei uns ist seit sechs Jahren die Nachfrage gestiegen: Letzte Jahr gab es Interesse an 350 Bäumen.
INTERVIEW: ANDREAS KOOB
16 Uhr, Haus am Rosenberg, Am Rosenberg 33a