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Archiv-Artikel

Nachdenken über einen Tunnel

FEHMARNBELT Wegen explodierender Kosten fordern Kritiker den Ausstieg aus dem Brückenprojekt zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein. Eine Vertragsklausel würde das möglich machen

Von SMV
Nach neueren Berechnungen wäre eine Brücke teurer als angenommen

Deutschland soll „die Ausstiegsklausel ziehen“, fordert Andreas Tietze: Weil die geplante Brücke über den Fehmarnbelt immer teurer zu werden droht, könnte aus Sicht des schleswig-holsteinischen Grünen-Abgeordnete ein Passus im deutsch-dänischen Staatsvertrag von 2008 bemüht werden. Darin heißt es, dass die Vertragspartner die Lage neu erörtern dürfen, wenn sich das Projekt „sich deutlich anders entwickelt als angenommen“ – und das gelte vornehmlich bei „wesentlichen Kostensteigerungen“.

Dänischen Zeitungsberichten vom Sonntag zufolge wird der Brückenbau nach neuen Berechnungen 22 Prozent teurer als zunächst angenommen. Die Kosten für den Bau einer 19 Kilometer langen Querung zwischen Puttgarden und dem dänischen Rødby werden demnach jetzt auf umgerechnet 5,5 Milliarden Euro veranschlagt – statt bisher 4,5 Milliarden. Damit wäre eine Brücke in etwa so teuer wie ein ebenfalls zur Debatte stehender Tunnel.

Leo Larsen, Chef der dänischen Realisierungsgesellschaft Femern A/S, bestätigte die Berichte am Montag in Kopenhagen im Grundsatz. Nach neueren Berechnungen wäre „ein Tunnel billiger und eine Brücke teurer“ als bis jetzt angenommen und im Staatsvertrag fixiert. „Wir haben uns noch nicht entschieden“, sagt Larsen, „welche Bauform wir vorziehen.“

Für den Bau der Anbindung an Land mit Schienen und Straßen ist derweil in den Planungen des Bundesverkehrsministeriums bis 2020 kein einziger Euro vorgesehen. Laut einer Übersicht der deutschen Bauvorhaben, die dem Verkehrsausschuss des Bundestages vorliegt, sind für die Fehmarnbelt-Querung nur 14,1 Millionen Euro Planungskosten bis 2013 vorgesehen. Der deutsche Kostenanteil liegt laut Bundesrechnungshof bei rund 1,7 Milliarden Euro.

Da nun noch die Kostensteigerungen auf dänischer Seite hinzukämen, muss für Parlamentarier Tietze das gesamte Projekt „auf den Prüfstand“. SMV