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Brände schrecken Hellersdorfer auf

BRANDSTIFTUNG In Hellersdorf geht der Feuerteufel um. Polizei warnt vor der Bildung von Bürgerwehren

Eine Serie von Brandstiftungen in Hellersdorf verängstigt die Bevölkerung. 60 Taten wurden seit März angezeigt. Bevorzugt angezündet werden Kinderwagen, Müllcontainer und Kellerverschläge. Am vergangenen Wochenende wurde erstmals eine Mieterin durch eine Rauchvergiftung verletzt.

Das Landeskriminalamt ermittelt mit Hochdruck, auch DNA-Spuren werden ausgewertet. Einigen Anwohnern ist das nicht genug. Sie haben gegenüber Pressevertretern angekündigt, nachts selbst Wache schieben zu wollen. Die Polizei warnt dagegen vor der Bildung von Bürgerwehren.

Die Taten begannen im Frühjahr. Betroffen ist ein Gebiet zwischen dem Zentrum Helle Mitte und Kaulsdorf-Nord. Dabei handelt es sich um ein Gebiet mit vielen Plattenbauten. Die Brandherde in den Kellern und Hausfluren waren in der Vergangenheit zumeist schnell entdeckt worden. Zwischen den Taten gab es immer wieder Pausen von mehreren Wochen.

Am vergangenen Wochenende indes brannte es gleich sechsmal hintereinander. Spätestens jetzt interessieren sich auch die Medien für das Thema, eine Berliner Tageszeitung veröffentlichte eine Skizze der 60 Tatorte.

Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt und ob mittlerweile auch Trittbrettfahrer am Werke sind, kann oder will die Polizei nicht beantworten. „Auf jeden Fall hat das Ganze krankhafte Züge“, sagt ein Polizeisprecher. An verschiedenen Tatorten genommene DNA-Spuren würden nach Übereinstimmungen untersucht. Die Kontrolltätigkeit in dem betroffenen Gebiet sei verstärkt worden.

Die Initiative von Anwohnern, nachts selbst auf Streife gehen zu wollen, kommt von einem Rentner, in dessen Haus es zweimal brannte. Bei der Polizei sieht man das mit gemischten Gefühlen. Dass Bürger ihre Augen und Ohren aufhielten, sei gut und schön, sagt ein Sprecher. „Aber wir warnen davor, Eingreiftruppen zu bilden oder Selbstjustiz zu üben“. PLU

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