: DER FALL SIEMENS/BENQ
Auf Distanz: Der taiwanische Elektronikkonzern BenQ kappt zunehmend die Verbindungen zu seiner zahlungsunfähigen deutschen Tochter BenQ Mobile. „Nachdem der Insolvenzantrag gestellt war, mussten wir die Lieferung aus unseren chinesischen Fabriken an unsere deutsche Mobiltelefon-Tochter beenden“, sagte Finanzchef Eric Yu am Dienstag in Taipeh. Die Verluste der früheren Siemens-Sparte bezifferte er auf 840 Millionen Euro während der vergangenen zwölf Monate. Für die Schwierigkeiten machten Yu und BenQ-Strategiechef Rick Lei ein schlechtes Projektmanagement im Konzern und bei der deutschen Tochter verantwortlich. Dies habe zu einer dreimonatigen Verzögerung bei der Einführung neuer Produkte und damit zu hohen Verlusten geführt. Da beide Seiten keine Lösung für die Schwierigkeiten gefunden hätten, sei der Insolvenzantrag gestellt worden, erklärte Yu. Dadurch sind in Deutschland rund 3.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Siemens hatte das defizitäre Geschäft mit Mobiltelefonen im vergangenen Jahr an BenQ verkauft.
Vertragsbruch? Kleinfeld warf BenQ Vertragsbruch vor. Siemens habe dem Unternehmen 600 Patente, den Markennamen Siemens und Geld überlassen. „Uns wurde versichert, dass die Standorte in Deutschland erhalten bleiben und sogar gestärkt werden. Dieses Versprechen wurde gebrochen. Wir prüfen alle juristischen Schritte gegen BenQ“, sagte er der Bild-Zeitung.
Politik will eingreifen: Auch der bayerische Wirtschaftsminister Huber will die taiwanische Muttergesellschaft in die Pflicht nehmen. Der Passauer Neuen Presse sagte Huber: „Wir werden die vertraglichen Verpflichtungen, die BenQ eingegangen ist, genau mit Siemens untersuchen und peinlich genau darauf achten, dass BenQ alle rechtlichen Verpflichtungen einhält.“ Ziel sei es, Arbeitsplätze in Deutschland zu halten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte Siemens auf, den Mitarbeitern von BenQ Mobile zu helfen. In ihrer Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel sagte sie, der Konzern müsse seiner Verantwortung nachkommen, auch um das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft zu stärken. TAZ