: Handy-Multikulti
Apple erwägt, mehr dunkelhäutige Gesichter in seine Emoticons-Auswahl aufzunehmen
Glitzernde Weihnachtsbäume, applaudierende Hände, knutschende Smileys – hunderte kleine bunte Emojis oder Emoticons kann man per Textnachricht verschicken. Unter den Bildchen sind auch kleine Gesichter – allerdings sind die fast alle hellhäutig.
Daran gibt es nun Kritik: Initiatoren einer Onlinepetition auf dem Portal dosomething.org fordern den iPhone-Hersteller Apple dazu auf, die Emoji-Auswahl ethnisch diverser zu gestalten. Das Unternehmen solle „Farbige als Menschen anerkennen – und als Emojis“. Momentan stünden nur zwei nichtweiße Gesichter zur Auswahl: ein Mann mit asiatischen Gesichtszügen und ein dunkelhäutiger Turbanträger. Die Initiative schlägt vor, das Angebot zu erweitern. „Wenn die Emojis Standard in Textnachrichten und Twitter sind, sollten sie die Diversität der Menschen, die sie benutzen, besser abbilden“, fordern die Initiatoren. Unterschrieben haben bislang mehr als 4.200 Menschen.
Mehr als eine Spielerei
Die Emojis oder Emoticons „haben die gleiche Funktion wie ein Lächeln im Face-to-Face-Kontakt“, erklärt Sabrina Eimler von der Universtät Duisburg-Essen. Inzwischen seien die kleinen Zeichen weit mehr als eine bunte Spielerei. „Die Gesichter sind ein Teil unserer Sprache geworden. Wir setzen sie ein, ohne groß darüber nachzudenken.“ In Deutschland seien die Emoji-Gesichter allerdings nicht sehr weit verbreitet. Hierzulande werden zumeist nur der grinsende, der traurige oder der zwinkernde gelbe Smiley genutzt.
In den USA sind die kleinen stilisierten Gesichter gebräuchlicher. Herman Melvilles Klassiker „Moby Dick“ zum Beispiel ist komplett auf Emoji übersetzt worden: Eine Version des Romans – nur mit kleinen, bunten Bildchen erzählt – steht in der Library of Congress in Washington, D. C.
Apple hat dem Musiksender MTV gegenüber Stellung bezogen. Eine Sprecherin schrieb, dass die Emojis auf dem einheitlichen Unicode Standard basierten. Nur so könnten die kleinen Bilder auf unterschiedlichen Geräten richtig dargestellt werden. Das heißt: Das seit 1991 bestehende Unicode Consortium in Kalifornien liefert eine Art Blaupause für die Emojis, auf die mehrere Unternehmen zurückgreifen. An der Nonprofitorganisation sind alle großen IT-Firmen wie Microsoft, Google und eben Apple beteiligt.
Auf der Website der Petition heißt es jedoch, Apple könne die Bilder trotzdem individuell gestalten. Das Unicode Consortium bestätigt das: Auch mit veränderter Haut- oder Haarfarbe entsprächen die Gesichter dem einheitlichen Code, heißt auf deren Homepage. Trotzdem sei man aber dabei, die Auswahl diverser zu gestalten, weil das vielen Menschen ein Anliegen sei.
Und zwar offenbar zusammen mit Apple: Der Kritik an der einseitigen Emoji-Auswahl stimmt die Sprecherin des Unternehmens zu: „Es muss mehr Diversität im Emoji-Set geben“, schreibt sie und bestätigt die Zusammenarbeit mit dem Unicode Consortium. Aber wann die neuen Gesichter bei den Kunden ankommen – das macht Apple fast so spannend wie die Präsentation eines neuen iPhones.
CHARLOTTE GERLING