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Archiv-Artikel

Menschen versagten

An dem Transrapid-Unglück sind zwei Mitarbeiter der Leitstelle und der Zugführer schuld, sagt der Staatsanwalt

LINGEN afp/ap ■ Menschliches Versagen von Leitstand und Zugführer hat nach Ansicht der Ermittler zu dem schweren Unglück auf der Versuchsstrecke für den Transrapid in Lathen im Emsland geführt. Zu diesem Ergebnis kam die Staatsanwaltschaft Osnabrück nach ihren ersten Ermittlungen, die sie gestern der Öffentlichkeit präsentierte.

Am 22. September war der Versuchszug mit mehr als 30 Insassen bei Tempo 170 auf einen stehenden 60 Tonnen schweren Werkstattwagen geprallt. Dabei waren 23 Menschen getötet und zehn verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die beiden Mitarbeiter im Leitstand der Versuchsanlage wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Sie konnten bislang noch nicht vernommen werden, da sie weiterhin unter Schock stehen.

Vom Leitstand sei dem Transrapid eine Fahrtfreigabe erteilt worden, obwohl sich noch der Werkstattwagen auf der Strecke befand, sagte Staatsanwalt Alexander Retemeyer. Warum dieser Wagen vergessen wurde, habe man noch nicht feststellen können. Aus den rund 20 Stunden Funkaufzeichnungen gehe hervor, dass der Werkstattwagen zur späteren Unfallstelle auf der Trasse fuhr und dort auf weitere Anweisungen wartete. Seine Position sei von der Leitstelle etwa 20 bis 25 Minuten vor dem Unfall an den Transrapid durchgegeben worden, hieß es. Nun sei der Transrapid auf das Gleis rangiert worden. Dann sei die Fahrtfreigabe zu hören. Nach dem Zusammenstoß höre man die Frage: „Was ist passiert?“ Aus dem Leitstand komme die Antwort: „Es ist vergessen worden, das Sonderfahrzeug von der Strecke wegzurangieren.“

Auch der Zugführer im vorderen Fahrstand des Transrapid würde zu den Beschuldigten zählen, wenn er nicht bei dem Unglück gestorben wäre, sagte Retemeyer. Es sei inzwischen klar, dass er sich im vorderen Fahrstand befunden habe. Der Mann galt als sehr gewissenhaft und erfahren und habe das Personal des Transrapid in Schanghai angelernt. Warum er den Zug trotz des Hindernisses vor sich in Bewegung gesetzt habe, sei ungewiss. Laut einem Wettergutachten sei die Sicht bestens gewesen.