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Archiv-Artikel

Polizeilicher Befreiungsschlag

Razzia gegen Osmani-Clan: Nach hitzigen Debatten um den politischen Einfluss der Brüder gehen Polizei und Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der „kriminellen Vereinigung“ gegen sie vor

VON KAI VON APPEN

Die drei albanischen Unternehmer-Brüder Osmani und ihre Familien sind in der feinen Gesellschaft der Hansestadt längst wegen ihrer wirtschaftlichen Potenz akzeptiert. Doch nach den jüngsten hitzigen Debatten über ihren Einfluss auf die Hamburger Politik fahren Polizei und Staatsanwaltschaft nun schwere Geschütze auf. Was den Fahndern der Organisierten Kriminalität (OK) jahrelang von politischen Instanzen verwehrt worden ist, durften sie gestern umsetzen.

200 Ermittler haben gestern 60 Objekte und Wohnungen sowie Geschäftsräume des Osmani-Clans in Hamburg, Bayern, Berlin, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig Holstein durchsucht. Neben dem Verdacht auf Untreue, Verletzung der Buchführungspflicht und Unterlassung der Insolvenzantragstellung wird gegen Burim (42) und Bashkim Osmani (39) sowie vier Geschäftspartner, zwei Bankiers und zwei Rechtsanwälte, auch wegen des Verdachts der „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung“ ermittelt.

Die Aktion begann um 9 Uhr vor der Disco „Pupasch“ an den Landungsbrücken, als Kriminalbeamte in das Tanzlokal eindrangen. Zeitgleich passierte an 60 Objekten bundesweit Ähnliches. Unterlagen, Akten und Computer sind als Beweismittel sichergestellt worden.

Bislang ist es den Ermittlern kaum gelungen, den Osmanis kriminelle Machenschaften im Rotlicht-Milieu nachzuweisen, obwohl der Clan in 25 Jahren zu einem der größten Immobilienbesitzer auf St. Pauli wurde und ein Vermögen von 500 Millionen Euro angehäuft haben soll. Im Zentrum der Ermittlungen steht Burim Osmani. Er wurde am 9. Mai dieses Jahres verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, bei der Lauenburger Volksbank zu Unrecht 22 Millionen Euro Kredite erhalten zu haben.

„Die Ermittlungen beziehen sich zu einem erheblichen Teil auf das Verhalten der Kreditnehmerseite in Zusammenhang mit der Finanzierung von Immobiliengeschäften durch die Volksbank Lauenburg“, bestätigt Polizeisprecherin Christiane Leven. Seit dem 6. Oktober 2005 würden OK-Fahnder intensiv ermitteln: „Es besteht der Verdacht, Gelder einer Immobiliengesellschaft in Höhe von etwa 400.000 Euro von einem Geschäftskonto auf ein Privatkonto transferiert zu haben“, so Leven.

Bereits am Tage der Verhaftung von Burim Osmani hatten OK-Ermittler seine Geschäftsräume durchsucht und umfangreiches Aktenmaterial sichergestellt. Aufgrund daraus gewonnener Erkenntnisse „konnten die Ermittlungen ausgeweitet werden“, so Leven: „Sie werden unter anderem wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung geführt, deren Zweck es ist, durch Straftaten insbesondere im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften erhebliche Vermögensvorteile zu erlangen.“

Und da liegt ein juristisches Problem. Das Amtsgericht Hamburg gab der Beschwerde von Osmanis Anwalt Gerhard Strate statt, das die umfangreichen Beschlagnahmungen bei der Verhaftung rechtswidrig waren. Sie hätten offenkundig nur der Ausforschung der Geschäftsgebaren gedient und kaum in Zusammenhang mit der Lauenburger Bank gestanden.