WHO stellt globale Luft-Richtlinien auf

Die Weltgesundheitsorganisation fordert die Regierungen auf, die Bekämpfung der Mini-Partikel ernster zu nehmen

BERLIN taz ■ Der Beschluss des Europäischen Parlaments, die Feinstaub-Grenzwerte in der EU deutlich abzuschwächen, hat die Weltgesundheitsorganisation auf den Plan gerufen. „Luftverschmutzung ist weltweit für rund 2 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich“, erklärt WHO-Deutschland-Leiter Michal Krzyzanowski. Und: „Feinstaub ist der derzeit gefährlichste Luftschadstoff.“ Die WHO habe deswegen erstmals globale Richtlinien entwickelt, die von den Regierungen Regelungen „mit dramatisch niedrigeren Grenzwerten“ verlangen.

Dabei geht es vor allem um so genannte PM 10 und PM 2,5, das sind Feinstaubpartikel, die kleiner als 10 Mikrometer beziehungsweise 2,5 Mikrometer sind. Die kleineren Teile gelten als besonders gesundheitsschädlich, weil sie über die Atemwege tiefer in den Körper geraten und so neben dem Herz-Kreislauf-System auch andere innere Organe schädigen können. Die WHO senkte aber auch ihre Richtwerte für Ozon und Schwefeldioxid – Letztere sogar um 80 Prozent.

Der globale Richtwert für PM 10 beträgt nun im Jahresmittel 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Im Tagesdurchschnitt soll die Konzentration höchstens 50 Mikrogramm pro Kubikmeter betragen. Für PM 2,5 gibt die WHO einen Jahresmittelwert von 10 Mikrogramm und einen Tagesdurchschnitt von höchstens 25 Mikrogramm vor – ohne Ausnahmen.

Damit liegen die neuen Richtwerte weit unter den existierenden Grenzwerten in der EU, wo beim Tagesmittel derzeit bereits 35 Überschreitungstage und im Jahresdurchschnitt eine Konzentration von 40 Mikrogramm PM 10 pro Kubikmeter Luft erlaubt sind. Und bereits die werden in Deutschland derzeit schon an mindestens 60 Messstellen bundesweit überschritten – teilweise um das Doppelte. Das Europaparlament hatte daraus gefolgert, die Grenzwerte seien zu streng, und beschlossen, sie künftig weiter zu fassen (taz vom 27. 9.). Die Änderung muss noch vom Ministerrat bestätigt werden. Eine verbindliche Vorgabe für PM 2,5 ist frühestens ab 2015 vorgesehen.

Wenn die EU stattdessen ihre alten Zusagen einhalten würde, die Grenzwerte schrittweise abzusenken, so Krzyzanowski, gäbe es allein in Deutschland „17.000 Todesfälle weniger im Jahr, 7.000 weniger Einlieferungen und 10.000 weniger Fälle chronischer Bronchitis“. Mögliche Einsparungen: bis zu 34 Milliarden Euro jährlich in Deutschland und bis zu 161 Milliarden Euro für die EU. BEATE WILLMS